Herborn, 03.07.2008: Mit schönen Erinnerungen ist vergangene Woche die Herborner Delegation von ihrem fünftägigen Besuch in der polnischen Partnerstadt Ilawa zurückgekehrt. Die Gastgeber hatten für die 22 Besucher um Bürgermeister Hans Benner und den stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Hans Jackel ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm zusammengestellt, für das sie viel Lob und Dankbarkeit ernteten.
Im Mittelpunkt der Fahrt stand eine Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Ilawa und Herborn. Die Vorbehalte auf beiden Seiten schwinden nach dem Kennenlernen schnell, erste Freundschaften entwickeln sich, hat Stadtmarketing-Geschäftsführer Bernd Rademacher beobachtet. Das ist ganz im Sinne der offiziellen Vertreter beider Städte: Sowohl Bürgermeister Hans Benner als auch sein polnischer Amtskollege Wlodek Ptasznik betonten beim Empfang der Delegation im Rathaus, dass die Partnerschaft zwischen den Städten von unten wachsen müsse: Damit sich unsere Völker einig werden, brauchen wir Städtepartnerschaften wie die zwischen Herborn und Ilawa, sagte Wlodek Ptasznik. Damit aus den Partnerschaften zwischen den Städten eine echte freundschaftliche Beziehung entstehen könne, brauche es viele persönliche Kontakte zwischen den Menschen aus den beiden Kommunen, waren sich die Stadtoberhäupter einig.
Einigkeit herrschte auch darüber, wie sich die Beziehungen in der Zukunft auffrischen und noch intensiver gestalten lassen: Vor allem im Jugendaustausch sahen die beiden Seiten hier Möglichkeiten. Außerdem könne man auch verstärkt auf die Bedeutung der Bürgerfahrten für den Partnerschaftsgedanken hinweisen. Inwieweit allerdings aus Ilawa Bürgerfahrten von Privatleuten zu erwarten sind, ist noch offen: Für viele Einwohner dürfte die Teilnahme an einer Fahrt schlichtweg unerschwinglich sein: Sie können sich das vielfach nicht leisten, sagte Bernd Rademacher: Das Durchschnittseinkommen liege deutlich unter dem in Deutschland, zugleich litten die Polen unter einer ähnlichen Preisentwicklung: Der Spritpreis ist ähnlich hoch wie bei uns, erinnert sich der Stadtmarketing-Chef.
Dass Ilawa trotzdem eine Reise wert ist, erlebten die Herborner im Verlauf vieler Ausflüge, die sie zum Beispiel an den beeindruckenden Oberländischen Kanal und in das von privater Hand vorbildlich sanierte Schloß Karnity führten, sondern auch ins Gestüt Windyki und zur Ordensburg Marienburg, dem größten Backsteinbau Europas. Als einer der Höhepunkte der Reise dürfte den meisten Herbornern die Schifffahrt auf dem direkt vor Ilawa liegenden Jezioraksee in Erinnerung sein: Das zu deutsch als Geserichsee bekannte Gewässer ist mit rund 27 Kilometer Länge der größte See Polens und gilt als ein einzigartiges Natur- und Vogelschutzgebiet. In seinem Umfeld nisten unzählige Storchenpaare. Auf vielen Häuserdächern sahen die Gäste aus der Bärenstadt die sympathischen Großvögel, die im ehemaligen Dillkreis allenfalls im Uckersdorfer Vogelpark anzutreffen sind. Der Tourismus ist auch wegen der landschaftlichen Reize für Ilawa zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden: Erst eine Woche vor dem Herborner Besuch fand zum Beispiel die Grundsteinlegung für ein 100-Betten-Hotel in Ilawa statt, in dem die Teilnehmer der Bürgerfahrt im Jahre 2010 dann nächtigen werden können.
Schon im August dieses Jahres werden 24 Herborner im Rahmen der nächsten Bürgerfahrt die persönlichen Beziehungen zu den Polen vertiefen. Der offizielle Gegenbesuch der Delegation aus Ilawa steht im Juni 2009 zum Europatag in Herborn an, zu dem Bürgermeister Benner die Einladung beim Treffen mit dem Gemeinderat im Rathaus überreichte. Doch die vielen Programmhöhepunkte abseits des Protokolls verdeutlichen, dass nicht nur offizielle Empfänge und pflichtmäßiges Händeschütteln die fünf Tage beherrschten: Die Gastfreundschaft der Polen und die Schönheit der Natur um Ilawa sind die prägenden Eindrücke, die viele der Herborner Reisenden mit nach Hause nehmen konnten und die viele von ihnen das nächste Mal bestimmt wieder mit dabei sein lässt.
Text: Klaus Kordesch, Foto: privat