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Abwasserverband Mittlere Dill sorgt für sauberes Wasser

Abwasserverband Mittlere Dill sorgt für sauberes Wasser

Herborn, 17.07.2008: Bereits seit über dreißig Jahren sorgt das Team der Kläranlage in Sinn-Edingen dafür, dass das häusliche und industrielle Abwasser aus dem Bereich der Stadt Herborn (außer Seelbach und Guntersdorf), der Gemeinde Sinn und dem Ortsteil Greifenstein behandelt und gereinigt wieder in die Dill eingeleitet werden kann.


Durch Bereitschaftsdienste rund um die Uhr und an Sonn- und Feiertagen ist sichergestellt, das bei Störungen im Betriebsablauf jederzeit eingegriffen werden kann. Mehrmals im Jahr überzeugen sich Schulklassen aus dem heimischen Raum bei einer Kläranlagenbesichtigung wie aus von den Kanälen ankommenden Schmutzwasser sauberes Wasser wird, das ohne Bedenken in die Dill eingeleitet werden kann. Für Betriebsleiter Harald Wallenfels und seine vier Kollegen sind diese Besichtigungen eine nette Abwechslung zum normalen Alltagsbetrieb. Aber auch für die Schüler ist es immer wieder interessant zu erfahren, wie eigentlich eine Kläranlage funktioniert.


Die Abwässer von etwa 27.000 Einwohnern und ca. 7.000 Einwohnergleichwerten aus der Industrie der angeschlossenen Ortschaften werden durch ein Kanalnetz von insgesamt über 200 Kilometern Länge zur Kläranlage transportiert. Durch ein Zulaufhebewerk wird das in 6 Metern Tiefe ankommende Abwasser auf Geländehöhe angehoben, so dass es die gesamte Kläranlage im freien Gefälle durchlaufen kann. Im Jahr werden insgesamt ca.1.250.000 m³ häusliches und industrielles Schmutzwasser in der Kläranlage übernommen und als sauberes Wasser in die Dill eingeleitet. Bevor dies jedoch so weit ist, wird das Abwasser in verschiedenen Anlageteilen behandelt und gereinigt. Zunächst werden durch eine Rechenanlage die Grobstoffe aus dem Abwasser entfernt. (z.B. Papier, Plastikteile etc.) Im Sand- und Fettfang wird der im Abwasser enthaltene Sand durch Verminderung der Fließgeschwindigkeit im Sandfang zum Absetzen gebracht. Durch Lufteinblasung werden organische Stoffe in Schwebe gehalten, Fett und andere Leichtsstoffe in die Fettkammer gespült.


Das Fett wird als Bakteriennahrung in den Faulturm zugegeben, der Sand wird entsorgt. Danach fließt das Abwasser durch das Vorklärbecken wo die Schlammpartikel zu Boden sinken und mit einem Räumer in Schlammtrichter am Beckenanfang geschoben werden. Dies bedeutet auch das Ende der mechanischen Reinigung des Abwassers. Aus dem Vorklärbecken gelangt das Abwasser in die biologische Stufe der Kläranlage in die beiden Denitrifikationsbecken, Hier wird das Abwasser mit Bakterienmasse (Schlamm) vermischt. Die Bakterien benötigen zur Aufrechterhaltung ihres Stoffwechsels Sauerstoff. Dieser ist im Denitrifikationsbecken nicht enthalten. Die Bakterien spalten den Schadstoff Nitrat in seine Bestandteile Stickstoff und Sauerstoff auf. Den Sauerstoff verbrauchen die Bakterien, der gasförmige Stickstoff entweicht in die Atmosphäre.


Aus diesem Becken wird das Gemisch aus Abwasser und Bakterienmasse in die Belebungsbecken eingeleitet. Hier wird von Bakterien Kohlenstoff abgebaut und Ammoniumstickstoff zu Nitratstickstoff umgewandelt. Die Bakterien benötigen Sauerstoff. Von drei großen Gebläsen wird Umgebungsluft angesaugt und über Belüfter am Beckenboden eingeblasen. In den beiden Nachklärbecken erfolgt die Trennung von Schlamm und Wasser. Der Schlamm setzt sich aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeit und der großen Beckenvolumen auf der Beckensohle ab. Am Boden wird der Schlamm in Trichter geschoben und mit Pumpen zurück in das Denitrifikationsbecken gepumpt. Zudem wird im Nachklärbecken das im Abwasser gelöste Phosphat durch Zugabe eines Fällungsmittel ausgefällt.


Der auf der Kläranlage anfallende Schlamm wird dem Faulturm zugeführt. Der Faulturm ist ca. 20 m hoch und hat ein Volumen von 2.000 m³. Hier werden durch verschiedene Bakterien die organischen Anteile des Schlammes abgebaut. Dabei entstehen im Jahr ca. 200.000 m³ Klärgas. Diese werden im Gasbehälter gespeichert und zum großen Teil in der Heizungsanlage verbrauch. Zukünftig soll durch den Bau eines Blockheizkraftwerkes auch der Rest des Gases genutzt werden. Der Schlamm wird mit einer Presse entwässert. Die bisher vorhandene Siebbandpresse wird zur Zeit durch eine neue Zentrifuge ersetzt. Im Jahr 2007 fielen ca. 3.500 Tonnen Klärschlamm an. Der größte Teil des Klärschlammes wird zu einer Kompostierungsanlage gebracht, der Rest wird landwirtschaftlich verarbeitet. Im Labor an der Kläranlage sowie durch einen Online-Messcontainer wird das Abwasser ständig auf seine Inhaltsstoffe untersucht. Die Häufigkeit und Art der Untersuchungen sind vorgeschrieben. Zudem sind zahlreiche zusätzliche Messungen erforderlich um die Klärprozesse optimal steuern zu können und die festgesetzten Grenzwerte im Ablauf der Kläranlage einzuhalten. Wenn nach Ende der Besichtigung die Schulkinder sagen können. „Jetzt weiß ich wie man Abwasser reinigt damit es unserer Umwelt besser geht“ ist dies für die Mitarbeiter der Kläranlage das beste Kompliment. Farbreste, Lösungsmittel, Arzneimittel, Altöl, feste Stoffe und viele andere Dinge gehören nicht in das Abwasser- Geben die Schulkinder dann dieses Wissen weiter, ist dies ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.