Herborn, 30.5.2014: Wie alljährlich zeigen sich auch in diesem Frühsommer bei sonniger Witterung in zahlreichen Gärten in Ortsrandlage oder an Wald- und Gewässerrändern wieder vermehrt einheimische Schlangen. Deren Beobachtungen führen immer wieder dazu, dass sich in Herborns Vogel- und NaturschutzTierpark, aber auch bei den Polizeidienststellen die Anrufe besorgter Bürger häufen, die die Beobachtung dieser Reptilien melden.
Wie der Herborner Biologe und Vogelparkleiter Wolfgang Rades, der seine Diplomarbeit über diese Tiere geschrieben hat,betont, besteht in unserer Region, in der es keine Giftschlangen gibt, keinerlei Anlass zur Beunruhigung! Rades: Bei den hier zu beobachtenden Schlangen und schlangenähnlichen Kriechtieren handelt es sich in der Regel um die in Hessen, insbesondere in Mittelhessen, dem Westerwald und dem Siegerland noch recht verbreitete harmlose Ringelnatter, gelegentlich auch die ebenfalls ungiftige Schling- oder Glattnatter, bisweilen aber auch lediglich um die Blindschleiche, eine beinlose und dadurch schlangenähnlich aussehende Eidechse!
Schon seit sieben Jahren stellt der Vogelpark seinen Besuchern gezielt einheimische Schlangen in einem großzügigen Freilandterrarium vor, um über ihre Ungefährlichkeit und ihren Schutzbedarf zu informieren. Neu im Bestand des Herborner Vogelparks sind deswegen drei hübsche Exemplare der bei uns besonders häufig anzutreffenden, bis 1,50 m langen Ringelnatter, die jetzt als Nachzucht des befreundeten Tierpark Bochum eingetroffen sind. Ringelnattern sind grünlich, grau oder auch schwarz gefärbt und zumeist an den gelblichen Halbmondflecken am Hinterkopf gut erkennbar. Die Ringelnatter ist zwar ebenso wie die am Unterlauf der Lahn noch vorkommende Würfelnatter eine Wassernatter, tritt aber auch abseits der natürlichen Gewässer auf und macht sich durchaus auch an Gartenteichen auf die Jagd nach Fröschen oder Kaulquappen. Zudem sucht die hübsche Schlange dort in den Monaten Juli und August häufig Komposthaufen oder auch Pferdemisthaufen auf, um darin in den Sommermonaten ihre bis zu 50 weichschaligen Eier abzulegen, wo sie dann durch die Gärungswärme ausgebrütet werden.
Folglich sollten Kompost- und Misthaufen in der Zeit von Juli bis Anfang Oktober nicht umgegraben oder versetzt werden. Auch darüber hinaus bittet das Vogelparkteam die Bürger darum, die aparte und völlig ungiftige Schlange nicht unnötig zu beunruhigen.
Eine weitere bei uns verbreitete, jedoch seltenere Schlange ist die ebenfalls ungiftige graue bis bräunliche Schling- oder Glattnatter. Sie wird aufgrund ihrer an das Zickzackband der bei uns nicht vorkommenden Kreuzotter erinnernden Rückenzeichnung bisweilen mit dieser verwechselt. Die Kreuzotter ist die einzige heimische Giftschlange und kommt in unserer Region nur im Vogelsbergkreis, der Rhön und auch im Sauerland vor. Wie der Herborner Diplom-Biologe zudem betont, ist das Gift der Kreuzotter relativ schwach und hat bei ärztlicher Behandlung zumindest in den letzten Jahrzehnten nicht zu Todesfällen geführt. Bürgern, die dennoch eine, wenn auch hierzulande unbegründete, Angst vor Schlangen haben, empfiehlt Rades, einen Bogen um die recht scheuen Tiere zu machen, die sich meistens bereits bei der kleinsten Bodenerschütterung, etwa durch menschliche Schritte, zurückziehen.
Nur ausnahmsweise kann es sich bei einer beobachteten Schlange auch um ein bei einem Terrarianer ausgerissenes exotisches Tier handeln. Dies ist natürlich extrem unwahrscheinlich. Im Zweifelsfall empfiehlt der Vogelparkleiter, eine unbekannte Schlange zu fotografieren und das Bild zur Bestimmung digital an die E-Mail - Adresse info@vogelpark-herborn.de zu senden. Nähere Auskünfte über den Vogel- und NaturschutzTierpark Herborn, der sich natürlich auch für den Schutz der heimischen Vogelwelt, wie des Weißstorchs und des Haselhuhns, aber auch von Wolf, Luchs und Wildkatze engagiert, gibt es unter Telefon 02772/42522 oder im Internet unter www.vogelpark-herborn.de.