„Denn Bücher machen nicht nur Wissen zugänglich, vielmehr laden sie Kinder zum Nachdenken ein und bieten vielfältige Möglichkeiten für den pädagogischen Alltag“, verdeutlicht die Leiterin der Kita Gabriele Titz. Die frühe Leseförderung verstehe sich als Vorbereitung auf die Lese- und Schreibkompetenz. Es gehe darum, Kinder mittels gelesener Geschichten sozial und emotional abzuholen, ihnen das Eintauchen in fremde Welten zu ermöglich und ihre Kreativität zu entwickeln. Beim Umgang mit Büchern steht in erster Linie das dialogische Lesen im Mittelpunkt. Wer sich über eine Geschichte unterhält, Fragen stellt und versucht sich in das Gelesen hineinzuversetzen, dem erschließt sich der Inhalt erst richtig.
„Leider kommen Kinder heute in vielen Familien nur noch wenig mit Büchern in Berührung, wohingegen schon die Kleinsten mit digitalen Medien aufwachsen, deshalb ist uns als Erzieherinnen und Erzieher die Beschäftigung mit Büchern sehr wichtig“, erklärte Kerstin Maul, Literaturpädagogin in der Kita Merkenbach.
Anlässlich der Auszeichnung zur „Literaturkita“ sind auch viele Erwachsene in die Einrichtung nach Merkenbach gekommen: Vertreterinnen des Elternbeirats, Verantwortliche der Stadtverwaltung als Einrichtungsträger, Christina Peters vom zertifizierenden LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho und Bürgermeister Hans Benner. Als Höhepunkt der Auszeichnungsfeier zur „Literaturkita“ las der Bürgermeister aus dem Bilderbuch-Klassiker von Eric Carle „Die kleine Raupe Nimmersatt“ vor. Außerdem gab es eine riesengroße Raupe aus Muffins, die Kinder und Anwesende nach dem Vorlesen verspeisen durften.
Die Kindertagesstätte arbeitet nach dem offenen Konzept, das heißt die Kinder können täglich selbst entscheiden, wo ihre Interessen liegen und was sie erleben wollen. Die Räume der Kita sind in Bildungsbereiche gegliedert – Atelier, Bewegungsraum, Rollenspielbereich, Musikraum uvm.- in allen Bildungsbereichen finden die Kinder thematisch passende Bücher. Neben dem täglichen Vorlesen, freuen sich die Jungen und Mädchen über den wöchentlichen Besuch der Vorlesepatin Frau Ortmann.
Auch sehr beliebt bei den Kita-Kindern ist das Lesen an „außergewöhnlichen Orten“, wo beispielsweise das Feuerwehrbuch in der Feuerwehr gelesen wird. Regelmäßige Besuche in der Stadtbücherei Herborn oder der Phantastischen Bücherei Wetzlar sensibilisieren die Vorschulkinder und ihre Eltern dafür, dass man Bücher ausleihen kann und nicht immer selbst besitzen muss. Bei „Lese-Cafés“ wird auch den Eltern in der Kita vorgelesen und sie erfahren, wie eine kleine Lese-Auszeit den Alltag bereichern kann. Der Schriftsteller Aldous Huxley stellte einmal heraus, „wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten“. Entsprechend werden nicht nur heutige Kinder von der Auszeichnung als „Literaturkita“ profitieren, sondern auch die Erwachsenen von morgen und nachfolgende Kindergenerationen. (dg)