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Botschafter für den Artenschutz und tiergerechte Reptilienhaltung: Kaiman „Schnappi“ ist der neue Star des Vogelparks

Botschafter für den Artenschutz und tiergerechte Reptilienhaltung: Kaiman „Schnappi“ ist der neue Star des Vogelparks

Herborn, 06.08.2009: Schon seit über 175 Millionen Jahren bevölkern Panzerechsen die Erde. Der etwa dreijährige Brillenkaiman „Schnappi“ lebt hingegen erst seit wenigen Tagen in einem geräumigen Aquaterrarium im Ausstellungsraum des Vogelpark – Eingangsgebäudes.


„Schnappi“ ist eine Leihgabe der Dillenburger Zoofachhandelsfirma „Samen Schneider“, die das Tier vor etwa einem Jahr aus einer aufgelösten Zoohandlung übernommen hatte. Der endgültige Verbleib des Kaimans ist noch nicht geklärt, wird das erst etwa 70 cm große Krokodil doch älter als 40 Jahre und über 2,50 m lang.


Florian Schäfer, Mitarbeiter der Fa. „Samen Schneider“, betont dann auch, dass der Käufer des Tieres sowohl über die nötige Sachkunde und Zuverlässigkeit verfügen als auch „Schnappis“ dauerhafte Unterbringung in einem Terrarium von mehr als 25 qm Grundfläche bei einer Temperatur von 25 bis 30 Grad gewährleisten muss. In Hessen ist zudem eine behördliche Haltungsgenehmigung erforderlich. Futter für das Tier aus dem tropischen Südamerika sind Mäuse, Küken und Fische. Gerne steht das Team von Samen Schneider in Dillenburg zur Beratung im Bereich der Reptilienpflege zur Verfügung.


Wie Vogelparkleiter Wolfgang Rades mitteilt, soll „Schnappi“ für die Dauer seines Aufenthalts in dem Herborner Naturerlebniszentrum bis etwa Anfang September eine Rolle als Botschafter für den Artenschutz und eine tiergerechte Reptilienhaltung einnehmen. Denn viel zu lange seien Krokodile ebenso wie Riesenschlangen, Papageien und andere exotische Tiere aus der Natur entnommen worden. Heute greift der Zoofachhandel in der Regel auf Nachzuchten zurück. Verantwortungsbewusste Reptilienpfleger orientieren sich an den Mindesthaltungsanforderungen für die Haltung von Reptilien, zu deren Verfassern Rades gehört, sowie an der im Zoofachhandel erhältlichen Fachliteratur. Empfehlenswert sei darüber hinaus eine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde DGHT.


Weiterhin erläutert der Diplom-Biologe, dass die Krokodile als große Fleischfresser Musterbeispiele dafür sind, wie einfältig und kurzsichtig der Mensch nur allzu oft mit der Natur und damit auch mit seinen eigenen Lebensgrundlagen umgeht.


So stehen Alligatoren in den USA erst seit 1967 unter Schutz. Der Mensch hatte ihren Bestand durch regelrechte Ausrottungsfeldzüge von etwa einer Million auf nur 50.000 Exemplare reduziert. In der Folge versteppten die großen Sumpfgebiete in den Südstaaten der USA, auch die berühmten Everglades. Denn die Alligatorenweibchen halten für ihren Nachwuchs in den Sumpfgebieten künstlich Wasserlöcher offen, von denen auch die übrigen Tiere und Pflanzen profitieren.


Seitdem die Alligatoren sich in den USA wieder ausbreiten können, sind die Versteppungsprobleme dort weitgehend beseitigt. Ähnlich kurzsichtig handelten die Menschen im afrikanischen Namibia, als sie die durchaus gefährlichen Nilkrokodile im Okavangodelta ausrotteten. Zwar fühlten sich die Fischer nicht mehr von Krokodilen bedroht. Aber sie fingen von da an kaum noch Fische! Denn die Nilkrokodile sind die Fressfeinde großer Welse, die sich nach deren Ausrottung so stark vermehrten, dass sie als Laichräuber die Bestände der wichtigsten Speisefische vernichteten.


Doch damit nicht genug: Weiterhin breitete sich die Malaria immer stärker aus. Denn auch die Kleinfische, die die Larven der Anopholes – Mücke als Überträger der Malaria fressen, wurden von den gefräßigen Welsen vertilgt. Erst nachdem man diese Zusammenhänge erkannt hatte, wurden die Krokodile in Namibia geschützt.


„Die Ökologie als die Lehre vom Naturhaushalt ist eben sehr komplex, und scheinbar einfache Lösungen wie die Ausrottung der großen Beutegreifer werden oft genug zum Bumerang!“ betont Wolfgang Rades. Deswegen macht sich der Vogelpark als Kooperationspartner der Naturschutzverbände auch für die Rückkehr von Luchs und Wolf in ihre angestammten Lebensräume auch bei uns stark. Europaweit hat der Europäische Zooverband EAZA das Jahr 2009 zum Jahr der großen Beutegreifer gemacht, in dem die Zoobesucher vermehrt über solche Zusammenhänge informiert werden sollen.


Das Vogelparkteam informiert die Besucher des Herborner Naturerlebniszentrums auch im Rahmen der täglich um 11.30 und 15.00 Uhr angebotenen Führungen „Mit dem Tierpfleger unterwegs“ sowie bei der Fütterung des Kaimans „Schnappi“, die montags und freitags um 17.00 Uhr stattfindet.


Der Vogelpark Herborn ist täglich von 9.30 bis 19.00 Uhr geöffnet. Einlass ist bis 18.00 Uhr. Weitere Auskünfte gibt es unter Tel. 02772/42522 oder im Internet unter www.vogelpark-herborn.de.