Brustpanzer und Reiter-Degen - Herborner Stadtmuseum stellt neue interessante Exponate vor
Ein Kürass und ein Pallasch aus der Zeit Jérôme Bonapartes - fürs Foto präsentiert von Hans-Otto Repp - sind „Objekt des Monats“ im Herborner Stadtmuseum. Sie blieben Ende 1813 nach der Flucht des ehemaligen Königs in Herborn zurück. (Foto: Kordesch)
Manches Ausstellungsstück im Herborner Stadtmuseum erblickt eher selten das Tageslicht. Viele Gegenstände aus der Vergangenheit passen thematisch einfach nicht in die Dauerausstellungen. Aber vielfach wäre es einfach zu schade, solche Zeugnisse früherer Zeiten in den Archivräumen schlummern zu lassen. Deshalb stellt das Stadtmuseum Herborn alle vier Wochen ein "Objekt des Monats" vor, das so interessant ist, dass es nicht unbeachtet verstauben sollte.
Ein Brustpanzer und der schwere Reiter-Degen eines Kürassiers aus dem Gefolge Jérôme Bonapartes bilden zusammen das neue "Objekt des Monats". Kürass und Pallasch - so die korrekten Bezeichungen der Waffen - sind zwischen dem 26. Oktober und dem 6. November 1813 von ihrem Eigentümer in Herborn zurückgelassen worden, wie Museumsleiterin Ulrike Litzba weiß. Jérôme, der jüngste Bruder Napoléon Bonapartes und seit 1807 König des nach der Leipziger "Völkerschlacht" nun aufgelösten Königreiches Westphalen, musste in dieser Zeit vor dem russischen Heer aus seiner Hauptstadt Kassel nach Paris fliehen.
In Köln habe Jérôme seine letzten 30 Gardisten entlassen, kann Ulrike Litzba berichten. Einige der Männer müssen auf dem Rückweg in ihre Heimat auch durch Herborn gekommen sein. Vielleicht hat einer den Brustpanzer und den Degen hier zu Geld gemacht oder gegen etwas sinnvoller zu Verwendendes eingetauscht. Dass der Kürass tatsächlich einem Reiter aus dem Gefolge Jérôme Bonapartes gehörte, beweisen die von ihm gebrauchten Initialen "HN" für seinen Königsnamen "Hieronymus Napoleon" auf dem Panzer. Von anderen Exemplaren sei bekannt, dass sie ab 1823 von der "Ehrengarde des Helden Karneval" im Kölner Rosenmontags-Umzug getragen worden seien, so die Museumsleiterin.
Das "Objekt des Monats" ist im Museum in der Hohen Schule ab sofort zu den Öffnungszeiten (dienstags, mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 17 Uhr) sowie nach vorheriger Absprache (zum Beispiel für Gruppen, Schulklassen o. ä. auch vormittags) zu sehen. Weitere Informationen bei Ulrike Litzba, Tel.: (02772) 57 38 10.
Klaus Kordesch