120 Das neue "Objekt des Monats" ist keines, das erst aus dem Archiv geholt werden musste - vielmehr steht der "Brunnenlöwe" dauerhaft im Stadtmuseum, und zwar in dem Raum, der den Sonderausstellungen vorbehalten ist. Die leuchtend-frischen Farben der Figur lassen vermuten, dass es sich um eine Replik handeln könnte, aber tatsächlich ist es das Original. Bei dem Löwen, der den Brunnen auf dem Marktplatz krönt, handelt es sich um eine "Kopie". Und nicht nur der Löwe ist eine Nachbildung, sondern der ganze Brunnen.
Momentan wieder österlich geschmückt, zieht der oft fälschlich auch als Bärenbrunnen bezeichnete Brunnen schräg vor dem historischen Rathaus die Blicke auf sich und gehört unverzichtbar zum Stadtbild. Aus heutiger Sicht zumindest: ab 1890 verlor der Brunnen an Bedeutung und man brach ihn in den folgenden Jahren ab. Das Kriegerdenkmal von 1872 stand bis dahin ein paar Meter südlich des Brunnens auf dem Marktplatz und wurde 1900 an den vormaligen "Brunnenstandort" versetzt. 1914 allerdings wollte man sich zur 1000-Jahr-Feier der Stadt der Vergangenheit besinnen und erbaute eine auf der Zeichnung von Wilhelm Thielmann basierende Rekonstruktion.
Der originale Brunnen war 1732 als Geschenk des Fürsten Christian nach Herborn gekommen, nachdem der Herborner Rat 1730 die Errichtung eines Stadtbrunnens auf dem Buttermarkt - so die ehemalige Bezeichnung der heute als Marktplatz bekannten Fläche - beschlossen hatte. Der Brunnen stand ursprünglich im dem nassau-dillenburgischen Jagdschloß Ludwigsbronn im Tiergarten nahe Dillenburg, auch als "Althaus" bekannt. Es wurde 1784 versteigert und dann abgebrochen.
Die Herborner Bürgerschaft steuerte 200 Reichstaler zu dem Vorhaben bei, das die erste öffentliche Wasserversorgung der Innenstadt bedeutete. "Das Wasser hat man durch hölzerne Rohre aus mehreren gefassten Quellen in die Stadt geleitet", weiß Museumsleiterin Ulrike Litzba zu berichten. Die Brunnenröhren wurden 1856 durch tönerne ersetzt. Um 1890 habe es dann Wasserleitungen für die Allgemeinheit gegeben, so dass der Löwenbrunnen seine Bedeutung verlor und weichen musste, erläutert sie.
Der "Brunnenlöwe" ist im Stadtmuseum in der Hohen Schule zu den Öffnungszeiten (dienstags, mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 17 Uhr) sowie nach vorheriger Absprache (zum Beispiel für Gruppen, Schulklassen o. ä. auch vormittags) zu sehen. Weitere Informationen gibt es bei Ulrike Litzba, Tel.: (02772) 57 38 10. (klk)