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Der restaurierte Kaiser: Restaurator macht Riss unsichtbar

Der restaurierte Kaiser: Restaurator macht Riss unsichtbar

Im Bestand des Museums Herborn befindet sich ein Ölgemälde von Kaiser Ferdinand III (1608-1657). Das durch einen Sturz beschädigte Bild von Kaiser Ferdinand III. aus dem Museum Herborn ist am 9. Mai restauriert worden. Wann und wie genau das Brustbild in Öl des Römisch-deutschen Kaisers mit der Ordenskette vom Goldenen Vlies in den Besitz der Stadt kam, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Von besonderer Bedeutung für Herborn ist Kaiser Ferdinand III., weil er der Hohen Schule so gewogen war, dass er ihr das Universitätsprivileg verleihen wollte. Nur fehlende finanzielle Mittel verhinderten, dass das vom Reichskanzler ausgestellte Diplom erworben werden konnte und Herborn heute keine Universitätsstadt ist.
Unter Beobachtung einiger Interessierter legte Restaurator Peter Weller-Plate dar, dass das Bildnis Ferdinands des III. „Glück im Unglück“ gehabt habe. Denn das Leinwandgemälde sei, um es zu stabilisieren, in früher Zeit auf eine Sperrholzplatte aufgebracht worden. Durch den Sturz von der Museumswand sei deshalb vermutlich nur ein kleiner Winkelriss entstanden.
Die Herangehensweise ist bei jeder Restaurationsanfrage gleich. Zuerst nimmt Restaurator Peter Weller-Plate den Schaden in Augenschein, schätzt Kosten und Arbeitsaufwand in einem Angebot für den Auftraggeber, macht sich an sein Werk und verfasst dann einen Bericht über seine Arbeit und die verwendeten Materialien.

Bei dem Ölgemälde aus dem Museum Herborn hat der Restaurator zunächst die Leinwand an der schadhaften Stelle wieder mit der unten liegenden Holzplatte verklebt, Wachskitt kam zu Einsatz um den Riss in der Leinwand zu kitten. Die für die Retusche verwendeten Ölfarben mischte der Restaurator mit Verdünnungsmittel, um den richtigen Farbton zu erhalten. „Es gibt kein Patentrezept um den richtigen Farbton zu ermitteln, das geht nur über das Probieren, das Mischen von Komplementärfarbe und über 30 Jahre Erfahrung“, macht Peter Weller-Plate deutlich. Doch wer nun denkt, die Arbeitsschritte seien schnell erledigt, der täuscht sich. Jeder Handgriff vom Kleben und Kitten bis zum Retuschieren erfordert Zeit und Geduld. Denn es muss genug Zeit eingeplant werden, damit das Gemälde zwischendurch trocknen kann und der nächste Arbeitsschritt vollzogen werden kann.
„An der Herstellung von Ölfarben hat sich glücklicherweise seit dem Mittelalter nicht viel geändert. Auch die Maltechnik, ermöglicht es ein klassisches Ölgemälde verhältnismäßig leicht zu restaurieren. Viel schwieriger ist da schon ein Gemälde aus dem Impressionismus“, weiß Restaurator Peter Weller-Plate.