Hans Benner spricht aus Erfahrung, wenn er bei der Ansprache der sieben Berufsschüler und Ihrer Lehrkräfte unterstreicht, dass kultureller Austausch mit Menschen jenseits des eigenen Landes Offenheit, Empathie und Verständigung fördere, die heute die Basis für ein vereintes Europa sei.
Die Stadt Herborn zeige, dass eine lebendige Städte- und Schulpartnerschaft, wie mit der Stadt und dem Lyceum Ilawa, fortwährender Erneuerung durch gegenseitige Besuche, persönliche Kontakte und Gespräche bedarf. Dann sei eine beständige Partnerschaft – ob nach Polen, Frankreich oder Österreich wie in Herborn – geeignet Vorurteile abzubauen und den Bürgerinnen und Bürgern den europäischen Gedanken zu vermitteln.
Zum Abschluss der einwöchigen Vorplanungsreise berichteten die Initiatorinnen Julia Reichmann (Dillenburg)und Ulla Banach (Kolno) über die neue Schulpartnerschaft. Sie planen gemeinsame Unterrichtsprojekte für Bauteile in Zerspanungstechnik zwischen den Gewerblichen Schulen Dillenburg und der Berufsschule Kolno (ca. 200 Km östlich von Ilawa). Als Europaschule gehören europäische Partnerschaften mit anderen Berufsschulen zum Schulprogramm der Dillenburger Berufsschule: Neu bei der deutsch-polnischen Schulpartnerschaft sei nun die Verknüpfung von Theorie und Praxis mit der Überprüfung der Ergebnisse durch Berufsschüler des jeweils anderen Landes (Peer-Review).
Angedacht sei in Polen und Deutschland technische Zeichnungen für Bauteile für CNC-Fräsetechnik (engl. Computerized Numerical Control/CNC-Technik) von Berufsschülern anfertigen zulassen. Diese werden von den jeweils anderen Berufsschülern anhand von Einzelteilzeichnungen und Plänen zur Fertigung auf die Anforderungen für Qualität und Serienfertigung geprüft. Ziel sei es letztlich die länderübergreifend geplanten Bauteile auf der schuleigenen CNC-Fräsemaschine zu produzieren und in Dillenburg gemeinsam zu einer funktionsfähigen Baugruppe zu montieren. Wie gut die Teamarbeit mit dem europäischen Nachbarn geklappt habe, zeige sich bei der Montage, wenn die Zeichnungen exakt gearbeitet wurden, wären nur wenige Nacharbeiten erforderlich, führt Christoph Dicke aus, Berufsschullehrer aus Dillenburg.
Das Unterrichtsprojekt, das gegenseitige Besuche von Lehrkräften und Berufsschülern in Dillenburg und Kolno versieht, wird finanziell vom deutsch-polnischen Jugendwerk unterstützt. Der aktuelle Besuch konnte nicht nur für gemeinsame Planungen für die neue Unterrichtsform genutzt werden, sondern auch vertiefte persönliche Kontakte geknüpft werden. Bei der Erkundung der historischen Altstädte von Herborn, Dillenburg und Wetzlar blieb genug Raum zum Kennenlernen. Eine Besichtigung der Firma Weber Kunststofftechnik + Formenbau in Dillenburg, die auch ein Werk in Polen unterhält, verdeutlichte den Nutzen den eine europaweite Schulpartnerschaft für beteiligte Berufsschüler, spätere Facharbeiter und Unternehmen haben kann. (dg)