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Die „Barbara“ feiert auf dem Kornmarkt Premiere

Die „Barbara“ feiert auf dem Kornmarkt Premiere

Herborn, 21.08.2008: Laute Rufe, spitze Schreie auf dem Herborner Kornmarkt! Doch die Innenstadt war weder Schauplatz eines Verbrechens, noch familiärer Tragödien und die Polizei wird dort nicht einschreiten, eher schon Stadtschultheiß Koch und Bürgermeister Neuendorff. Wer das ist? Nun, es handelt sich um Charaktere aus dem Walter-Schwahn-Stück „Barbara“, das die Herborner Heimatspieler proben und ab 29. August sechsmal aufführen wollen. Walter Schwahn, Herborner Heimatdichter und Ehrenbürger, hätte 2008 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Grund genug für die Heimatspieler, sein bekanntestes Werk wieder aufleben zu lassen, das letztmals vor inzwischen sieben Jahren zu sehen war.


Der Stoff stammt aus der Herborner Sagenwelt, verbunden mit handfesten historischen Überlieferungen des Stadtschreibers Hoen aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die „Barbara“ ist ein Heimatstück der besonderen Art, weil sie die sogenannten einfachen Leute in den Mittelpunkt rückt und zwar Frauen und Männer gleichberechtigt. Der Konflikt um den mit knapper Not und nicht zuletzt ausgerechnet von dem verachteten Scharfrichter verhinderten Justizmord an Barbara, lässt Eliten aus Politik, Militär und Kirche ziemlich kläglich aussehen. Sechs Jahre nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur hielt Walter Schwahn seinen Zuschauern einen nur leicht verfremdeten Spiegel vor die Augen: Wie es ist, wenn man aus Feigheit Unrecht geschehen lässt und wie Außenseiter mehr Anstand und moralische Kraft aufbringen als die „gesittete“ Mehrheit.


In den Folgejahren überarbeitete Walter Schwahn sein Werk und schuf daraus eine Trilogie unter dem Titel „Die kleine Stadt“, Dabei stehen stets Figuren aus der Herborner Stadtgeschichte im Fokus, wobei es neben der Hexenverfolgung auch um die große Not durch die Pest („Tod und Leben“) sowie den 30-jährigen Krieg („Die Freiheit“) ging.


2008 zeigen die Heimatspieler jedoch zwischen dem 29. August und 6. September das Original-Schauspiel „Barbara“, mit dem sie an gleicher Stelle vor sieben Jahren große Erfolge feierten. War es seinerzeit die 750-Jahrfeier der Stadtrechte Herborns, die die Mimen zum Rückgriff auf das traditionelle Stück bewog, so ist es heuer die Erinnerung an den Herborner Heimatdichter. „Da wir uns seinem Erbe sogar in unserer Vereinssatzung verpflichtet haben, war es für uns keine Frage, nach einer angemessenen Pause wieder sein wohl bekanntestes Stück aufzuführen“, meint Heimatspiele-Vorsitzender Jörg Michael Simmer dazu.


Behutsame Änderungen in der Choreografie, textliche Überarbeitung und nicht zuletzt eine Rollenbesetzung, die bis auf zwei Charaktere komplett neu ist, sorgen dafür, dass auch die Aufführungen des Jahres 2008 sehenswert sind. Regisseur Markus Bender hat die Spielleitung - wie schon 2006 in Greifenstein - gemeinsam mit Adelheid Simmer und muss rund 70 Mitwirkende zwischen 5 und 75 Jahren, darunter mehr als 20 Sprechrollen so einsetzen, dass eindringliches Kammerspiel, aber auch eindrucksvolle Massenszenen entstehen. Knapp 400 Jahre nach den Ereignissen aus der Stadtchronik, die hier thematisiert werden, hat die „Barbara“ nichts von ihrer Aussagekraft verloren.


Gemeinschaftssinn ist auch heute noch ein wichtiges Gut, das die Heimatspieler in ihrer Inszenierung zeigen wollen. Nach der Premiere am 29. August folgen weitere Aufführungen am 30. und 31. August sowie am 3., 5. und 6. September, jeweils ab 20 Uhr. Die Zuschauer werden auf einer Tribüne sitzen. „In diesem Punkt sind wir für die Unterstützung durch das Herborner Stadtmarketing sehr dankbar, denn sonst wäre uns eine Aufführung nicht möglich“, lobt Heimatspiele-Chef Jörg Michael Simmer die Zusammenarbeit und bittet schon jetzt die Anwohner am Kornmarkt um Verständnis für eventuelle Unannehmlichkeiten oder Einschränkungen im Laufe der Festspielwochen. Bereits ab Freitag, 22. August wird die 303 Plätze umfassende Zuschauertribüne stehen. Dadurch kommt es zu einschneidenden Änderungen bei der Zufahrt bzw. der Parkplatzsituation.


Der Kornmarkt wird ab 22. August gesperrt sein und kann in dieser Zeit auch nicht beparkt werden. Ab Montag, 7. September sollte dies wieder möglich sein. Zwischen 20 und ca. 23 Uhr können die Häuser an den Aufführungstagen sowie bei der Generalprobe im Bereich der Bühne nicht betreten oder verlassen werden. Zudem bitten die Schauspieler die Anwohner darum, in dieser Zeit keine laute Musik abspielen zu lassen bzw. lautstarke Gespräche bei offenem Fenster zu führen.


„All das hat bereits 2001 prima funktioniert, und es wäre schön, wenn das auch 2008 wieder klappen könnte“, wünscht sich Regisseur Markus Bender und verspricht: „Wir versuchen, die Behinderungen so gering wie möglich zu halten.“ Zudem seien die Schauspieler bestrebt, im Einzelfall einvernehmliche Lösungen für ein harmonisches Miteinander in der Innenstadt zu finden. Karten für die „Barbara“ zum Preis von 15 Euro sind bei M. Bender (Kornmarkt 31, Tel. 02772/957670) erhältlich.


Text: Jörg Michael Simmer

Bild: Jürgen Reichel