Herborn, 29.1.2015: Ministerpräsident Volker Bouffier hat beim Neujahresempfang an den Gemeinschaftssinn appelliert und zugleich ein klares Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit, Terror und Gewalt abgegeben. Der Hessentag sei bestens geeignet dafür, dem Gemeinschaftsgefühl bewussten Ausdruck zu verleihen, sagte der Festredner: "Gemeinschaft ist mehr als eine zufällige Ansammlung von Menschen", erklärte des Landesvater vor den weit über 400 Gästen in der Konferenzhalle des Evangelischen Gemeinschaftsverbands.
Der Hessentag habe für Herborn bereits 1986 einen Schub bedeutet: "Und das wird wieder so!", rief er dem Publikum zu. Er dankte allen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, und ermunterte sie zum Weitermachen: "Wir brauchen Sie: Sie machen aus dem Neben- und zuweilen Gegeneinander ein Miteinander!", lobte Bouffier. Auch Stadtverordnetenvorsteher Jörg-Michael Müller sah in den Gästen den verkörperten "Sinn fürs Gemeinsame" und die Köpfe und Ideen, die Bürgersinn ausmachen. "Herborn ist so bunt wie das Leben - unser Slogan ist der ideale Nährboden für einen idealen Hessentag 2016!", betonte der Stadtverordnetenvorsteher. Anspielend auf den gesundheitlich angeschlagenen Bouffier fand er auch die passenden Worte für die Begeisterung der Bürger in Sachen Landesfest: "Nicht nur Sie, die ganze Stadt hat Fieber!", rief er unter dem Beifall der Zuhörer aus.
Wie später der Ministerpräsident wandte sich Müller entschieden gegen Gewalt und die Ideologie der Anschläge von Paris. "Der Extremismus zieht eine Blutspur durch die Welt", beklagte Bouffier. Es gelte, sich den Herausforderungen durch die dadurch ausgelösten Flüchtlingsströme zu stellen: "Nehmen Sie diese Menschen freundlich auf", forderte er: "Sie werden es uns danken!" Das Morden in der Welt müsse beendet und Zukunft gestaltet werden, wobei Deutsche und Flüchtlinge lernen sollten, auf die Traditionen und Wertvorstellungen gegenseitig Rücksicht zu nehmen und respektvoll miteinander umzugehen.
Bouffier bestätigte auch die Aussage "Der Islam gehört zu Deutschland", relativierte aber "...aber er prägt nicht unsere Identität: Deutschland ist kein islamisches Land und wird es auch auch nicht werden. Aber Menschen, die hier ihre neue Heimat gefunden haben, gehören zu uns!", stellte Bouffier klar. Es dürfe nirgendwo Platz für Diskriminierungen geben: "Wer Menschen ausgrenzt, kann eine Gesellschaft nicht in eine gute Zukunft führen", warnte er. Zugleich müsse man der Verunsicherung mancher Menschen mit Antworten begegnen und den "Kompass auf Basis des gemeinsamen Werteverständnisses ausrichten." Auch der Hessentag sei seinerzeit zur Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge ins Leben gerufen worden. Heute bilde die Vielfalt der Regionen eine gemeinsame Identität.
Bürgermeister Hans Benner dankte im Schlusswort nicht nur dem hochrangigen Gast und dem Herbornseelbacher Musikverein unter der Leitung von Erwin Gabriel, sondern ganz im Sinne seiner Vorredner auch allen, die in Schulen, Vereinen und an anderen Stellen zum Gelingen des Gemeinwesens beitrügen. Die Aufgaben der Zukunft seien nicht einfach, sagte er auch auf den Hessentag bezogen: "Lösbar werden sie nur gemeinsam sein", betonte er und lud nicht nur die Herborner Bürger, sondern auch die benachbarten Kommunen der Region - die meisten davon durch ihre Bürgermeister vertreten - zum Mittun beim gemeinsamen Gestalten ein.
Klaus Kordesch