Fachdienst Zuwanderung und Integration des Lahn-Dill-Kreises sorgt unter anderem für finanzielle Unterstützung, Wohnraum und soziale Betreuung von Geflüchteten
Der Lahn-Dill-Kreis informiert: Freitag, Monatsende, das ist immer ein besonderer Tag in der Kreisverwaltung – für die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und die Menschen, die vor einem Krieg in der Ukraine geflohen sind, oder einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Das Kreishaus und das Flüchtlingsbüro sind an diesem Tag wichtige Anlaufstellen. Denn all die Menschen, die im Lahn-Dill-Kreis registriert sind, aber noch kein eigenes Bankkonto besitzen, bekommen am Ende jeden Monats Geld für den kommenden Monat ausgezahlt. Gut 360 Euro sind das pro Person nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Davon bestreiten die Menschen ihren Lebensunterhalt – die Unterbringungskosten oder Miete wird noch einmal separat gezahlt.
Für die Kreisverwaltung ist die Barauszahlung seit Beginn des Ukraine-Kriegs eine logistische Herausforderung geworden. Haben bisher die Kassenautomaten in Wetzlar und Dillenburg ausgereicht, sind jetzt mehrere Mitarbeitende damit beschäftigt, das Geld händisch auszuzahlen. Etwa 400 Menschen erhalten so an jedem Monatsende die finanzielle Unterstützung, davon kommen über 330 aus der Ukraine.
Jeder dieser 400 Menschen wird persönlich ins Flüchtlingsbüro eingeladen – geflüchtete Menschen, die bereits seit Längerem im Lahn-Dill-Kreis leben – dürfen die Standorte Wetzlar oder Dillenburg ansteuern. Die Ukrainerinnen und Ukrainer werden alle nach Wetzlar eingeladen. Da sie kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen, ist diese Lösung notwendig, um den Gegebenheiten am Standort Dillenburg und der Anzahl an Menschen gerecht zu werden, erklärt Fachdienstleiter Gero Lottermann. Jeden Morgen lädt er seine Kolleginnen und Kollegen zu einer Morgenrunde ein, in der wichtige Themen besprochen werden können und Abstimmungen getroffen werden. „Vieles können wir so auf dem kurzen Dienstweg klären“, sagt er.
Währenddessen stehen schon vor 9 Uhr viele Menschen, darunter etliche Familien mit kleinen Kindern, entlang des Karl-Kellner-Rings und warten darauf, dass sie im Flüchtlingsbüro ihre personalisierte Geldkarte überreicht bekommen. Der Wartebereich im Gebäude neben dem alten Kino ist den gesamten Tag übervoll belegt. Einzeln rufen die Mitarbeitenden die Menschen auf, Familien werden zusammen zu einem der drei freien Plätze im Flüchtlingsbüro geführt. Mit Hilfe mehrerer Dolmetscher werden die Daten der Personen abgeglichen. Die Mitarbeitenden des Sachgebiets Wirtschaftliche Hilfen geben anschließend die Geldkarte vor Ort aus – eine für jede Familie oder alleinstehende Person. Nach dem Vier-Augen-Prinzip schaltet eine Kollegin oder ein Kollege die Karte über eine Software frei, sodass sich die Menschen nun an der Kreis-Kasse im Hauptgebäude ihr Geld abholen können.
Lahn-Dill-Kreis kommt unaufgefordert auf die Menschen zu
Wer zunächst im Ankunftszentrum des Lahn-Dill-Kreises in der Kestnerschule in Wetzlar unterkommt, erhält dort bereits im Laufe seiner ersten Woche die Geldkarte. „Meine Kolleginnen und Kollegen sind dann an einem Tag mit Dolmetschern vor Ort, um die Menschen zu registrieren“, erklärt Iris Fischer, Sachgebietsleiterin der Wirtschaftlichen Hilfen, die sich um die finanzielle Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz kümmert. Da dort aber nur ein kleiner Teil der Menschen ankommt, der aus der Ukraine den Weg in den Lahn-Dill-Kreis gefunden hat, hat die Abteilung Soziales und Integration, zu der auch die Wirtschaftlichen Hilfen gehören, viel zu tun. Insgesamt zwölf Mitarbeitende gehören zum Team, aufgrund des großen Arbeitsaufkommens sind vorübergehend auch zwei Mitarbeitende des Kommunalen Jobcenters Lahn-Dill in die Abteilung gewechselt.
„Die Stimmung in unserem Team ist gut, auch wenn das Arbeitsaufkommen sehr hoch ist“, sagt Theresa Seibt, die eine der zwölf Mitarbeitenden ist. In ihrem Büro wie auch in denen der Kolleginnen und Kollegen stapeln sich Formulare, die noch erfasst werden müssen – und es werden täglich mehr. Auch bei ihnen landen täglich viele Anrufe von Geflüchteten, aber auch von Freiwilligen. „Wichtig ist zu wissen, dass wir unaufgefordert auf die Menschen zukommen, sobald deren Antrag bearbeitet wird“, erklärt Theresa Seibt. Oft fehlten noch notwendige Angaben oder Unterlagen zu den Anträgen, um letztendlich die finanzielle Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz auszahlen zu können. Unter www.lahn-dill-kreis.de/ukraine sind alle wichtige Informationen und Anträge zu finden.
Die Menschen benötigen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch ein schützendes Dach über dem Kopf, oft eine medizinische Versorgung und haben Fragen zu ihren mitgebrachten Haustieren. Es geht bei vielen Anfragen, die die Abteilung erreichen, zudem um Deutsch- und Integrationskurse, soziale Unterstützung, manchmal auch um eine freiwillige Rückkehr in das jeweilige Heimatland.
„Die meisten Menschen wollen aber wissen, wie lange es noch dauert, bis ihr Antrag bearbeitet ist“, sagt Angela Sturm, die eine von zwei Mitarbeitenden ist, die regelmäßig Fragen an der Hotline 06441 407-1464 beantwortet. 40 bis 50 Telefonate führt sie täglich, die allein Anfragen zu und von Geflüchteten betreffen. Noch einmal bis zu 70 E-Mails gehen über die E-Mail-Adresse integration@lahn-dill-kreis.de ein, die die Mitarbeitenden auch so schnell wie möglich versuchen zu beantworten.
Sie stellen zudem Krankenscheine aus, damit die im Kreis ansässigen Ärztinnen und Ärzte die geflüchteten Menschen behandeln können und die Kosten dafür vom Kreis erstattet bekommen. „Die Kooperation mit den Ärztinnen und Ärzten ist mittlerweile sehr gut. Die Meisten wissen, dass der Kreis Krankenscheine ausstellt und die Kosten erstattet. Wer dazu Fragen hat, kann sich auch jederzeit an unsere Hotline wenden oder per E-Mail schreiben“, sagt Gero Lottermann.
Fragen zur Wohnraumbörse
Vermehrt gehen im Fachdienst Zuwanderung und Integration auch Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zur Wohnraumbörse des Lahn-Dill-Kreises ein. Diese hat die Verwaltung extra eingerichtet, um Menschen aus der Ukraine schnell und gut im Kreisgebiet unterbringen zu können, da die kreiseigenen Gemeinschaftsunterkünfte (GU) für Geflüchtete mittlerweile zu über 90 Prozent belegt und damit voll ausgelastet sind. Sehr viele Angebote sind beim Zuweisungsmanagement eingegangen, das Tobias Kriesel leitet. Mittlerweile sind vor allem sehr viele Familien aus der Ukraine in Wohneinheiten vermittelt worden, doch nicht immer sind beide Seiten glücklich mit ihrer neuen Situation.
„In der Regel versuchen wir, die Geflüchteten zunächst für drei Monate in einem Angebot aus der Wohnraumbörse, der sogenannten Mini-GU unterzubringen“, erklärt er. Wenn es aber aus verschiedenen Gründen nach einigen Tagen oder Wochen doch nicht passt, wenden sich die Menschen wieder an Tobias Kriesel und sein Team. „Dann müssen individuelle Lösungen gefunden werden, wenn das Match nicht passt“, sagt er. Bevor die Menschen aus der Mini-GU wieder ausziehen können, benötigen sie eine alternative Unterbringung. Entweder finden sie einen neuen Platz in einem anderen Angebot aus der Wohnraumbörse oder sie kommen in eine größere Unterkunft, wie die Jugendburg in Hohensolms, die das Evangelische Dekanat Hessen-Nassau dem Lahn-Dill-Kreis für zunächst sechs Monate vermietet hat. Ein Mitarbeitender kümmert sich allein um alle Anfragen dieser Art, vermittelt die Menschen weiter und organisiert Taxifahrten zwischen den Unterkünften. Wer sich privat eine Wohnung organisiert und einen Mietzuschuss beantragen möchte, sollte seinen Mietvertrag vor dem Unterschreiben unbedingt zur Prüfung beim Fachdienst einreichen – am besten per E-Mail an integration@lahn-dill-kreis.de.
„Schon vor dem Ukraine-Krieg, als wir ,nur‘ 1500 Personen betreut haben, ist der Fachdienst Zuwanderung und Integration personell an der Grenze gewesen. Jetzt haben wir durch das neue Flüchtlingsgeschehen mit fast 4000 Personen mehr als doppelt so viele Geflüchtete im Lahn-Dill-Kreis und einen erheblichen Rückstand aufzuholen“, ordnet Fachdienstleiter Gero Lottermann ein. Einige Personen leben bereits seit 2015 schon in einer Gemeinschaftsunterkunft des Kreises und werden damit weiterhin von seinem Fachdienst betreut.
Bürgerinnen und Bürger, die privat Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen haben, haben ebenfalls Anspruch auf Kostenerstattung. Ab dem Datum der Antragstellung auf Hilfe zum Lebensunterhalt übernimmt der Kreis Mehrkosten, wie beispielsweise für Strom oder Müllgebühren. „Wir zahlen auch rückwirkend, wenn der Antrag für eine Übernahme der später als der Antrag auf Leistungen bei uns eingegangen ist“, erklärt Gero Lottermann. Der entsprechende Antrag ist unter
www.lahn-dill-kreis.de/ukraine unter dem Punkt „Wohnraumbörse“ zu finden.
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