Herborn, 19.2.2015: Seit 49 Jahren besteht der Vogel- und NaturschutzTierpark im Herborner Stadtteil Uckersdorf. Zweifellos ist er aufgrund der hier präsentierten Artenvielfalt mit über 80 Arten aus aller Welt und mit zumeist über 40.000 Besuchern im Jahr ein besonders attraktives Alleinstellungsmerkmal für die Stadt Herborn, ein touristisch attraktiver Anziehungspunkt für die gesamte Region Mittelhessen bis ins Siegerland und in den Westerwald, und ein ausgezeichneter Werbeträger für Stadt und Region.
Den bisherigen Besucherrekord hat Herborns familienfreundlicher Naturerlebniszoo der Errichtung eines attraktiven Geheges für Erdmännchen zu verdanken: Mehr als 45 100 Besucher kamen in der Saison 2011, um die possierlichen südafrikanischen Schleichkatzen in ihrem der Kalahari-Wüste nachempfundenen Gehege und ihre mehr als 300 tierischen Kollegen zu beobachten.
Wie die Parkleitung mitteilt, ist der Vogelpark als einer der kleinsten Tiergärten hierzulande aufgrund seiner geringen Fläche von nur 9.500 Quadratmetern an die Grenzen seines Aufnahmevermögens geraten. Deswegen ist gemäß dem seit 2010 rechtskräftigen Bebauungsplan und einem vom renommierten Fachbüro Tiergartengestaltung Wiesenthal erstellten Masterplan seine Erweiterung am Standort auf insgesamt 24.500 Quadratmeter vorgesehen. In das 15.000 Quadratmeter große Erweiterungsgelände soll eine gemäß den behördlichen Auflagen dringend erforderliche zeitgemäße Anlage für die attraktiven Großpapageien des Parks entstehen. Zudem sollen hier sowohl unter Bildungs- als auch unter wirtschaftlichen Aspekten vermehrt attraktive einheimische Arten, sinnvoll ergänzt durch wenige Exoten wie Nasenbären und Kurzkrallenotter als wegen ihrer Geselligkeit und Tagaktivität besonders geeignete Botschafter für den in Hessen wieder heimisch werdenden Fischotter, einziehen.
Wie die Besucherbilanz der letzten Jahre zeigt, stiegen in den Jahren, in denen attraktive neue Tierarten in zeitgemäß naturnahen Gehegen gezeigt wurden und auch das Wetter mitspielte, die Besucherzahlen deutlich an. Seit der Übergabe des 1966 von einem Verein gegründeten Vogelparks in die Trägerschaft der gemeinnützigen Vogelpark Herborn GmbH und die Einrichtung einer wissenschaftlichen Leitung im Jahre 2002 liegen die Besucherzahlen mit Ausnahme der Jahre 2006, 2010 und 2013 bei jeweils über 40 000 Gästen pro Jahr.
"Dass 2006 gerade mal 31 728 Besucher kamen, ist auf die damals kursierende Vogelgrippe zurückzuführen", sagt der Leiter des Parks, Wolfgang Rades. Dabei gab es in ganz Hessen noch keinen Vogelgrippefall. Besonders schlechte Witterungsbedingungen waren hingegen 2010 und 2013 hauptverantwortlich dafür, dass nur jeweils rund 37.300 Besucher kamen.
"Grundsätzlich zeigen mehr als 40.000 Jahresbesucher seit 2002, dass unser unmittelbar am Westerwaldsteig gelegener naturnaher Tiergarten am Rande unseres liebenswerten 20.500-Einwohnerstädtchens Herborn "in" ist - auch wenn der landschaftlich reizvolle, aber eben auch ein wenig abgelegene Standort als Ausflugsziel eine große Witterungs-abhängigkeit mit sich bringt!" betont Diplom-Biologe Wolfgang Rades.
2014 kamen mit 41.032 Besuchern fast 4.000 Gäste mehr als 2013. Allerdings wurde auch deutlich, dass der teils zu heiße und teils verregnete Juli die Erwartungen nicht erfüllte. Mit 4.810 Besuchern war es der zweitschlechteste Juli seit 1996. Der August 2014 hingegen war mit 7.800 Gästen immerhin der drittbeste August. Zudem belegt das vergangene Jahr den Bildungsauftrag des Parks. Rades: "Wir durften 75 Schulklassen begrüßen, und insgesamt mit Kindertagesstätten, Kindergeburtstagen und sonstigen Gruppen knapp 200 Führungen und damit so viele Gruppen wie noch nie zuvor betreuen!"
"Wirtschaftlich sind wir 2014 mit einem blauen Auge davon gekommen", zieht Rades Bilanz. Insgesamt sei das Vogelparkteam um Zoopädagogin Britta Löbig und ihn nur eingeschränkt mit dem Zulauf zufrieden: "Auch die größtenteils ungünstige Witterung an den Oster- und Pfingsttagen hat uns deutliche Besuchereinbrüche beschert. Zwar haben wir auf das Wetter keinen Einfluss, aber dennoch können wir die Besucherzahlen beeinflussen, in dem wir die Leute mit neuen Attraktionen neugierig machen. Nicht zuletzt die Erdmännchen belegen, dass immer mehr Menschen das Eingangsportal passieren, sobald es etwas Neues bei uns zu sehen gibt!"
Dabei stößt der Vogelpark jedoch an seine Grenzen. "Wesentlich mehr Besucher kann der nur eineinhalb Fußballfelder Fläche umfassende Park nicht aufnehmen, auch deshalb müssen wir erweitern", erläutert Rades. Hinzu komme, dass einige der Gehege und Volieren tier- und besucherfreundlicher sein müssten: "Bei uns wollen und sollen die Besucher Natur erleben. Dazu gehört ein Mindestmaß an Ruhe und Muße."
Für den Beginn der Parkerweiterung sind im Haushalt 2015 der Vogelpark Herborn GmbH 219.000,- Euro eingestellt, um den Tieren und den Besuchern mehr Platz zu bieten und zudem die Aufenthaltsdauer der Besucher zu erhöhen. Rades: "Das Erweiterungsgelände muss eingezäunt werden, ein bewaldeter Pufferstreifen zu den benachbarten Häusern durch standortgerechte Aufforstung auch ökologisch aufgewertet werden, und Wege und Leitungen müssen geschaffen werden." Derzeit würden dafür Angebote eingeholt. Von den 219.000 in diesem Jahr für den Beginn der Erweiterung vorgesehenen Euro kommen 189.000 Euro von der Stadt Herborn, der Vogelpark-Förderverein steuert 10.000 Euro, und die Vogelpark GmbH 20.000 Euro Eigenkapital plus die Abschreibung in Höhe von 14.000 Euro bei.
"Die Erweiterung soll den Park nicht nur attraktiver machen, sondern auch dazu beitragen, Konflikte mit den Anwohnern zu reduzieren!" betont der Parkleiter. Wenn das zusätzliche Gelände erschlossen ist, werden die Papageien weiter entfernt von der Wohnbebauung und den behördlichen Auflagen folgend in einer wesentlich tiergerechteren begehbaren Freiflugvoliere präsentiert. Der Masterplan sieht zudem vor, mittelfristig den Eingang nach oben an den Besucherparkplatz zu verlegen und dort neben einer attraktiven Ausflugsgastronomie auch ein Kinderabenteuerland und das Streichelgehege zu errichten. Dies wird sowohl ein Gewinn für die Bevölkerung von Uckersdorf wie auch die auswärtigen Gäste sein, und zudem die Anwohner der Straße Im Beilsbach deutlich entlasten. Insgesamt bedeute die Erweiterung einen großen Fortschritt für alle. "Die Bürger sollen in einer Veranstaltung über die Vorhaben genauer informiert werden", kündigte Rades an.
Schon die Besuchersaison 2015, die wetterabhängig voraussichtlich am 1. März beginnen wird, wird im Vogel- und NaturschutzTierpark Herborn Neues bringen: Die neuen Hyazintharas, die seit Dezember dort leben, sind dann für die Besucher zu sehen, die Wellensittichvoliere soll bis Ostern begehbar gemacht werden, das Freilandterrarium der Schildkröten wird im Sommer übernetzt, damit dort auch die Steinkäuze einziehen können, und zum Spätsommer hin soll - alles in Eigenleistung - in der Nachbarschaft der Erdmännchen ein neues Gehege für Baumstreifenhörnchen entstehen.
"Nachdem aufgrund der Standortdiskussionen mit Ausnahme der Erdmännchen seit vielen Jahren keine nennenswerten Investitionen im Vogelpark erfolgen konnten, müssen wir nunmehr kurz- und mittelfristig die bestehenden Anlagen insbesondere energetisch sanieren", stellt Rades zusammenfassend fest. "Zudem müssen wir den Park durch die Schaffung neuer Attraktionen im Erweiterungsgelände zukunftsfähig gestalten! Einziehen werden dort neben den Nasenbären und Kurzkrallenottern insbesondere robuste und damit in der Pflege kostengünstigere einheimische Arten wie Greifvögel, Hasel- und Rebhühner, Wildkatzen und Luchse." Ziel sei es, bei wachsender Besucherattraktivität die Einnahmen zu steigern und in Relation die Betriebskosten zu senken, um die günstige Eigenwirtschaftlichkeit der Vogelpark Herborn GmbH auch zukünftig zu gewährleisten.
Gegenwärtig zeigt das Vogelparkteam auch in der "Winterpause" seinen Einsatz für das Allgemeinwohl auch außerhalb der Parkgrenzen und ist in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden tatkräftig dabei, die Wacholderheiden in Herborn-Uckersdorf, die sonst zu verbuschen drohen, als sowohl ökologisch als auch für den Fremdenverkehr bedeutenden Bestandteil unserer Kulturlandschaft zu pflegen.