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Europäische Politik hat immer größeren Einfluss auf unser Leben

Europäische Politik hat immer größeren Einfluss auf unser Leben

Herborn, 9.2.2012: Die Partnerschaften Herborns und der Stadtteile mit Ilawa und Pertuis, Guntersdorf und Schönbach tragen dazu bei, ein geeintes Europa Wirklichkeit werden zu lassen. Beim Jahresempfang der Stadt Herborn am vergangenen Samstag appellierte der Festredner Dr. Klaus M. Nutzenberger, die Städte-Partnerschaften weiterhin zu fördern und die Mittel dafür auch in finanziell schwierigen Zeiten nicht zu kürzen: „Wenn man die Grundlagen austrocknet, nimmt man der kommunalen Ebene einen erheblichen Anteil der Möglichkeiten, die Völker zusammenzuführen“, warnte der Direktor des Europabüros des Deutschen Städte- und Gemeindebundes in Brüssel, der dort die Interessen der rund 12500 deutschen Städte und Gemeinden vertritt.


Unter der Überschrift „Herborn und Europa“ zeigte der Festredner vor mehreren hundert Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Vereinswelt auf, wie viele Verbindungen es zwischen kommunaler und EU-Ebene gibt, welche Rolle sie spielen und dass sie keineswegs eine Errungenschaft der jüngeren Vergangenheit sind: Mit Blick auf die Hohe Schule und die CorvinŽsche Druckerei mit ihrer länderübergreifenden Bedeutung könne man guten Gewissens von einer jahrhundertealten Beziehung sprechen, stellte Nutzenberger fest. Dass Herborn sich seiner Verantwortung für den europäischen Gedanke gerne stellt, hatte Bürgermeister Hans Benner schon eingangs in seiner Begrüßung unterstrichen. Angesichts der Saaldekoration und der Stellwände mit Kurzvorstellungen der Herborner Partnergemeinden bedauerte das Stadtoberhaupt, dass wegen der Sparzwänge auch der ausländischen Kommunen niemand von dort zu der Feierstunde nach Herborn habe anreisen können.


Trotz finanzieller Engpässe müsse man die Vermittlung europäischer Sprachen und den Lehrlingsaustausch fördern sowie die Wirtschaft in stärkerem Maße für diese Ziele begeistern, forderte Nutzenberger. Rund 60 bis 70 Prozent aller Gesetze, die unser aller Leben regulieren, seien in irgendeiner Form von Europa beeinflusst, machte der Referent bewusst. Auch wenn Brüssel für eine kleine Stadt wie Herborn unendlich weit fort zu sein scheint, habe die europäische Politik einen immer größeren Einfluss auf unser Leben, zeigte der Festredner im Verlauf der Feierstunde, die die Herborner Kantorei unter der Leitung von Regina Zimmermann-Emde mit klassischen, geistlichen und modernen Liedern angemessen feierlich gestaltete. Sogar einige historische Trinklieder gegen Ende des Programms ließen die Sänger hören.


Auch wenn die frühere Euphorie über den europäische Gedanke spürbar abgenommen habe, sei Europa doch auch ein Gutteil unseres Wohlstandes geschuldet, erklärte Nutzenberger. Heute seien es Firmen wie Rittal und Sell, die dank ihres hohen Exportanteils den Namen Herborns nach Europa und in die ganze Welt trügen, sagte er. Der hohe Anteil von 46,7 Prozent aller Beschäftigten im produzierende Gewerbe sei zudem ein großer Vorteil für die Stadt, berge aber mit dem Facharbeitermangel künftig auch Probleme. Die Herborner Verwaltung komme ihrerseits kaum um Europa herum, müsse sie doch mittlerweile fast alle größeren Aufträge europaweit ausschreiben. Nutzenberger sprach sich in diesem Zusammenhang entschieden dafür aus, die Energieversorgung trotz dieser Vorgehensweise weiter in kommunaler Hand zu belassen. Bezogen auf den Einfluss Europas auf die Umweltpolitik nannte der Direktor des Europabüros die Wasser-Rahmenrichtlinie als Beispiel, die auch das Sauerland und den Lahn-Dill-Kreis der „Flussgebietseinheit“ Rhein zuweise, der als Referenz auch bezüglich der hiesigen Wasserqualität gelte.


Nach dem offiziellen Teil ergaben sich viele interessante Gespräche zwischen den Besuchern – ganz im Sinne von Bürgermeister Benner und Stadtverordnetenvorsteher Jörg Michael Müller, die mit dem Empfang „bei einem Glas Sekt, ansprechender Musik und etwas Zeit für gute Gespräche“ nicht nur Rückschau auf das vergangene Jahr halten und einen Ausblick auf das noch junge Jahr 2012 wagen, sondern auch das Kennenlernen und Miteinander der Bürger untereinander fördern wollten.


Bild und Text: Klaus Kordesch