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Fachwerk-Triennale in Herborn macht „Integration und Qualifikation“ von Geflüchteten zum Leitthema

Fachwerk-Triennale in Herborn macht „Integration und Qualifikation“ von Geflüchteten zum Leitthema

Mit der Fachwerk Triennale 2019 will die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V. gemeinsam mit Akteuren der beteiligten Städte, mit Bürgergruppen und Institutionen neue Wege zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit von Fachwerkzentren beschreiten.

Das Anliegen der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V., zu der sich 140 Städte in 9 Bundesländern zusammengeschlossen haben, ist es Projekte und Handlungsfelder zu entwickeln, die helfen aktuelle Schwierigkeiten in Fachwerkstädten zu überwinden. Im Drei-Jahres-Rhythmus führen jeweils bis zu 20 Städte unter einem Leitthema Einzelprojekte durch, parallel finden im Jahr der Triennale circa 14 Vernetzungstreffen an wechselnden Orten statt, die dem Dialog und dem Wissenstransfer über die Einzelprojekte dienen. „Neue Wege“ als Leitthema der Fachwerk Triennale 2019 gliedert sich in drei Themenbereiche „Integration und Qualifikation“, „Klimaschutz“ und „Bürgerfonds“.

Im Mai fand auf Einladung von Hans Benner, Bürgermeister der Stadt Herborn und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fachwerkstädte, in Herborn eine Veranstaltung der Fachwerk Triennale 2019 zum Leitthema “Integration und Qualifikation“ statt. Hans Benner brachte in seiner Einleitungsrede zum Ausdruck mit welchen Herausforderungen sich Fachwerkstädte konfrontiert sehen: „Fachwerkstädte sollen attraktiv bleiben, so dass Menschen gerne dort leben, andere zuziehen wollen und die Städte auch touristisch ein Anziehungspunkt bleiben“.
Aktuell beschäftige viele Fachwerkstädte, wie sie die Anziehungskraft ihrer Innenstädte dauerhaft erhalten können, aber auch der Integration von geflüchteten Menschen in Fachwerkstädten Rechnung tragen können. In den Fokus der Arbeitsgemeinschaft rücke auch die energieeffiziente Sanierung von Fachwerkgebäuden, die CO2-Ausstoß und negative Auswirkungen des Klimawandels mindern soll. Für das Projekt „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ ist im Freilichtmuseum Hessenpark ein Muster-Fachwerkhaus wiedererrichtet worden. Außen besticht das Gebäude durch sein historisches Aussehen, innen bündelt es modernste Technik für Energieeffizienz. Eine weitere Zukunftsaufgabe ist es Leerstände, auch durch neue Nutzungskonzepte und Kooperationen, zu überwinden. Eine Chance Projektideen gemeinschaftlich mit unterschiedlichen Akteuren zur realisieren, besteht darin die Kosten für einen Umbau einer Immobilie, die dem Gemeinnutz zugeführt werden soll, über einen Bürgerfond abzudecken.

Das Leitthema “Integration und Qualifikation“ wurde in den Fokus des Fachaustausches der Fachwerk Triennale gestellt, um dem Zuzug vieler Migranten nach Deutschland seit 2015 Rechnung zu tragen, und Perspektiven zu entwickeln, wie sich dieser Personenkreis in die Arbeitswelt und unsere Gesellschaft integrieren lässt. Ziel ist es durch das Zusammenspiel von bürgerschaftlichem Engagement und Qualifikation in Baufachberufen zur Integration von Gelüchteten einerseits beizutragen und andererseits Anreize zum Verbleib in ländlichen Regionen zu schaffen. Projektbeispiele aus Hann. Münden oder Spangenberg zeigen wie verwaiste Fachwerkhäuser oder Objekte mit Sanierungsstau als „Lehrbaustellen“ genutzt und durch Sanierung einer neuen diversifizierten Nutzung zugeführt werden können. Hierfür ist die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben, kommunalem Jobcenter, Stiftungen und Sponsoren unerlässlich, und kann für die einzelnen Partner Synergien bewirken. So können in der Bauschule Handwerkstechniken, Deutsch und die zugehörige Fachsprache erlernt werden.

In Herborn formierte sich im September 2015 das „Netzwerk Flüchtlingshilfe Herborn“ als ein Zusammenschluss von Menschen, die sich in Herborn engagieren, um geflüchtete Familien und Einzelpersonen zu unterstützen. Hauptaugenmerk des „Netzwerk Flüchtlingshilfe Herborn“ war und ist es geflüchteten Menschen Hilfen beim Erlernen der Sprache, beim Kontakt zu Behörden wie auch dem Zurechtfinden in der neuen Heimat anzubieten. Regelmäßig bieten die etwa 15 ehrenamtlich Aktiven ein Begegnungscafé mit Kinderbetreuung, Sprachkurse, eine Fahrradwerkstatt sowie gemeinsames Kochen an.

Nach vier Jahren Flüchtlingshilfe in Herborn sehen die Engagierten zwei wesentlichen Herausforderungen: mangelnder, bezahlbarer Wohnraum und die Ausbildung und Qualifikation der Geflüchteten für die Arbeitswelt. „Insgesamt haben alle Ehrenamtlichen gedacht die Integration Zugezogener gehe viel schneller, dies erklärt vielleicht auch, warum von anfangs circa 60 Ehrenamtlichen, heute nur noch etwa ein Viertel aktiv ist. Jede und jeder Geflüchtete hat sein Einzelschicksal - die Trennung von der Familie, die Perspektivlosigkeit, weil der Aufenthalt in Deutschland mangels Asylbescheid nicht sicher ist und keine Arbeitserlaubnis vorliegt. Es ist sehr viel Einsatz und Überzeugungsarbeit nötig, um sie in unserer Gesellschaft auf den Weg zu bringen“, verdeutlicht Sabine Czilwa vom „Netzwerk Flüchtlingshilfe Herborn“.

Als ein Einzelprojekt zum Leitthema „Integration und Qualifikation“ in Herborn können sich die Verantwortlichen vorstellen, die Wohnungssuche für Geflüchtete, in welcher Form auch immer, zu institutionalisieren. Hierfür werden in Herborn eine oder mehrere Personen gesucht, die eine Affinität zu Immobilien oder dem Bauwesen im Allgemeinen haben, und keine Scheu vor dem Kontakt zu Immobilienbesitzern beziehungsweise Vermietern haben. Die Aufgabe der oder des Ehrenamtlichen besteht darin Vermieter zu überzeugen Wohnraum an Geflüchtete zu vermieten, dies macht es nötig Vorurteile auszuräumen und kultureller Toleranz den Weg zu ebnen. Interessierte, die sich vorstellen können in Herborn die Wohnungssuche für Geflüchtete zu unterstützen, werden gebeten Kontakt mit Cornelia Glade-Wolter aufzunehmen, Tel. 02772-708 270 oder E-Mail Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mailc.glade-wolter@herborn.de.
Ein weiteres Feld ist, die Qualifikation geflüchteter Menschen für den Arbeitsmarkt zu verbessern. Der Beitrag der Stadt Herborn zur Triennale auf diesem Gebiet ist es, Akteure wie Kommunales JobCenter Lahn-Dill, Industrie und Handwerk zusammenbringen.

Neun Städte und Initiativen entwickelten im Themenbereich „Integration und Qualifikation“ Projekte: Celle, Duderstadt, Eschwege, Hann. Münden, Herborn, Neumünster, Riedlingen, Seligenstadt, Spangenberg. Die einzelnen Projektideen finden sich im Triennale-Katalog, der in der Stadtverwaltung Herborn erhältlich ist und über die Geschäftsstelle anfordert werden kann.