In Herborn wird aufgeforstet für „Wildkatzenwälder von morgen“. Die Stadt, der Landesbetrieb HessenForst vertreten durch das Forstamt Herborn und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Landesverband Hessen) haben sich für das gleichnamige Projekt zusammengeschlossen, und wollen gemeinsam im Bereich des Reuterberges in Verbindung zur „Hörre“ neuen Lebensraum für die Wildkatze und viele andere Waldbewohner schaffen.
Ziel des Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ ist es Waldränder, Wälder und waldnahe Offenlandbereiche aufzuwerten - damit sich die Wildkatze wieder ausbreiten kann und artenreiche, klimastabile Wälder entstehen, denn Waldränder sind Orte hoher Artenvielfalt und für die Wildkatze als Jagdhabitat und Tagesversteck von großer Bedeutung.
„Mit der Umwandlung solcher Waldrandflächen fördern wir, als Kommune im Naturpark Lahn-Dill-Bergland, nicht nur die Wildkatze, sondern auch die Entwicklung eines naturnahen, ursprünglichen und klimastabilen Waldes. Ich freue mich, wenn wir dazu beitragen können, dass sich die Wildkatze wieder dauerhaft in Herborn ansiedelt.“, so Bürgermeisterin Katja Gronau.
Im Lahn-Dill-Bergland ist die Europäische Wildkatze, durch sogenannte Lockstoffnachweise, in den letzten Jahrzehnten wieder nachgewiesen worden, weiß Andrea Malkmus vom BUND Hessen. „Die „Hörre“ zwischen Herborn, Sinn, Ehringshausen und dem Aartalsee gilt als Hotspot der Wildkatze und das gesamte Gebiet ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Wildkatzenvorkommen im Taunus und im Rothaargebirge sowie überregional zwischen Pfalz und Harz“, erläutert Andrea Malkmus beim Ortstermin weiter. Die Stärkung der Population im Grenzbereich der „Hörre“ am Herborner Reuterberg zum angrenzenden Dernbachtal fördert die weitere Ausbreitung und den genetischen Austausch der Art.
Revierförster Marius Kegel hatte bereits das Glück, eine Wildkatze im Herborner Stadtwald bei Schönbach beobachten zu können. Er erklärt vor Ort, welche Maßnahmen im Stadtwald schon umgesetzt werden konnten: „Auf Freiflächen, deren Vegetation dem Borkenkäfer oder anderen Kalamitäten zum Opfer gefallen ist, wurden am Waldrand durch locker verteilte Laubbäume und Sträucher sowie Altholz neue Strukturen für die Ansiedlung von Wildkatzen und auch anderen Tierarten geschaffen. Im „Wildkatzenwald von morgen“ wachsen nun verschiedene Laubbäume wie Elsbeere, Speierling, Eberesche und Vogelkirsche sowie fruchttragende Sträucher “. Für die kommenden Jahre sind bereits weitere Projekte geplant.
Wildkatzen nutzen bevorzugt deckungsreiche Offenlandbereiche im und am Wald als Jagdhabitat, wie z.B. an den Wald angrenzende Wiesenflächen sowie im Wald gelegene Lichtungen, Waldwiesen, Bachtäler und Windwurfflächen. Solche Flächen im Herborner Wald sollen wildkatzengerecht entwickelt werden.
Hintergrund:
Schon seit Ende 2022 führt der BUND Hessen Maßnahmen im Lahn-Dill-Bergland zur Aufwertung der Wildkatzenlebensräume im Rahmen des bundesweiten Großprojekts „Wildkatzenwälder von morgen“ durch. Das Vorhaben wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat ist Co-Förderer des Projekts.
Wildkatzen benötigen für die Jungenaufzucht ein gutes und vielfältiges Angebot an sicheren und witterungsgeschützten Verstecken. In Wirtschaftswäldern sind solche Verstecke oft rar. Im Projekt soll die Strukturvielfalt im Waldinneren z.B. durch Erhöhung des Totholzanteils, Aufschichten von Kronenwällen und Belassen von dauerhaften Holzpoltern und Wurzeltellern verbessert werden. Quelle und weitere Informationen: https://www.bund-hessen.de/wildkatze/wildkatzenwaelder-von-morgen/