Das Klima ist mediterran, die Landschaft malerisch, Boden und Häuser tragen die Farben von Kalk- und Sandstein. Die Rede ist von Südfrankreich, vielmehr der Provence - jener Region, die Generationen von Künstlern wie Cezanne inspiriert hat und auch heute viele Touristen anzieht. Hier liegt auch das etwa 1080 Kilometer entfernte Pertuis, umgeben von Weingütern am Fuße des Luberon-Mittelgebirges, seit 53 Jahren die Partnerstadt Herborns.
Nach zwei Jahren, in denen pandemiebedingt keine Treffen im Rahmen der Städtepartnerschaft stattfanden, organisierte der Verein der Freunde von Pertuis vom 26. März bis 2. April eine Ausstellung mit je vier Künstlerinnen und Künstlern aus Pertuis und Herborn. Die französische Partnerstadt wurde als Ausstellungort gewählt, weil man sich 2019 zuletzt in Herborn getroffen hatte. Zur Ausstellungseröffnung und um die französische Partnerstadt und ihre Menschen persönlich kennenzulernen, reiste Bürgermeisterin Katja Gronau am letzten März-Wochenende nach Pertuis.
Über 300 Besucher haben am Eröffnungsabend und den Folgetagen die Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen der acht Pertuiser und Herborner Künstler in Augenschein genommen. Aus Herborn zeigten Sigrid Müller-Stahl und ihr Mann Reinhard Müller sowie Silvia Bauer und Geneviève Hoareau-Lehmann ihre Kunstwerke. Aus Pertuis präsentierten Tereza De Almeida, Christine Bottereau, Véronique Didierlaurent und Bernard Geoffroy ihr Oeuvre.
Schon die Wahl des Ausstellungsortes hatte sicher die Neugier der Besucher geweckt: In der ehemaligen Kapelle des Krankenhauses hat die Stadt Pertuis einen neuen Ausstellungs- und Begegnungsraum für Kunst und Kultur geschaffen. Zusätzlich zur Kunstausstellung fand ein musikalischer Abend mit französischen Chansons unter der Mitwirkung von Markus Lehmann und Etienne Varoquier statt. Dr. Richard Brütting lud an einem Abend zu einem Vortrag über einen Roman und die Jugendbiographie des französischen Schriftstellers Yves Navarre ein.
Die große Resonanz zu Kunstausstellung und Begleitprogramm werteten die Organisatoren als Zeichen, dass Kunst eine „universelle Sprache“ ist. Die bildenden Künste gewähren, unabhängig von Landesgrenzen, viele Zugänge zum Leben, der Denkart und dem Alltag. Insofern ist es den Organisatoren der Veranstaltung gelungen, mittels Kunst und Kultur Brücken zwischen den Partnerstädten zu bauen.
Der lebendige Kontakt zwischen Pertuis und Herborn wird, neben den regelmäßigen Schüleraustauschen und Delegationsfahrten, in erster Linie getragen durch die Begegnung der Bürgerinnen und Bürger beider Städte. Die Betreuung und private Unterbringung von Gästen in der jeweiligen Partnerstadt ermöglichen bei jedem Treffen freundschaftliche Gespräche über die soziale und politische Lage beider Länder. Anlass zum persönlichen Kennenlernen bot auch ein gemeinsames Abendessen aller Beteiligten: Künstler, Gastgeber, Engagierte in der Städtepartnerschaft und Vertreter beider Städte.
Die Wiederbelebung der Städtepartnerschaft mittels der gemeinsamen Kunstausstellung wurde gefördert durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds, die Partnerschaftsvereine und die Städte Pertuis und Herborn.
Erster Partnerschaftsbesuch von Bürgermeisterin Katja Gronau
Bürgermeisterin Katja Gronau betonte bei der Ausstellungseröffnung: „Wir haben uns vor über 50 Jahren der Aussöhnung und Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland verschrieben. Wie wichtig der Schutz der europäischen Werte und der Völkerverständigung ist, mussten wir im März schmerzlich erfahren. Lassen Sie uns weiter Brücken bauen zwischen unseren Städten, zwischen den Menschen in Europa.“
Innerhalb von drei Tagen vermittelte das französische Partnerschaftskomitee (Pendant zum Herborner Pertuis-Verein) Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau und der Partnerschaftsbeauftragten Diana Göbel interessante und abwechslungsreiche Einblicke in das Leben von Pertuis und der Region Luberon.
Zum dreitägigen Besuchsprogramm der Bürgermeisterin gehörten ein Stadtrundgang mit Austausch über die Altstadtsanierung und die Stadtentwicklung, der Besuch der überregional tätigen Feuerwehr, der neu eingeweihten Touristen-Information und des Stadtarchivs. Mit der ebenfalls überregionalen Mediathek hat Pertuis einen Vorzeigebau erhalten, der ein ehemaliges Karmeliterkloster mit einem topmodernen Erweiterungsbau verbindet. Nicht fehlen durfte ein Rundgang durch die aufwendig restaurierte Kirche Saint-Nicolas an der Place Mirabeau.
Sicher bleibt dies nicht der letzte Besuch in der Provence. Die Gäste aus Herborn haben die Gastfreundschaft und das Savoir-vivre im südfranzösischen Pertuis sehr genossen. Wer noch ein Urlaubsziel für den Sommer sucht, findet im Stadtmarketing Informationsbroschüren für die eigene Reise nach Pertuis.
Eine Präsentation und Nachbetrachtung der Kunstausstellung findet am Montag, dem 2. Mai, um 18:30 Uhr in der Aula der Hohen Schule statt.
Bildunterschrift: Ausstellungseröffnung (Bürgermeister Pertuis Roger Pellenc, Bürgermeisterin Herborn Katja Gronau und Künstler*innen Bernard Geoffroy, Christine Bottereau, Tereza De Almeida, Véronique Didierlaurent, Silvia Bauer, Geneviève Hoareau-Lehmann sowie das Ehepaar Sigrid Müller-Stahl und Reinhard Müller. (Bild: R. Brütting)