Kurz nach neun Uhr, wenn die ersten Frühschwimmer ihre Bahnen hinter sich haben, beginnt für das Ehepaar aus Hörbach die eigentliche Arbeit. Hier werden Kaffee und Cappuccino gekocht, die Vorräte aufgefüllt, „Schnuckel-Tütten“ mit Süßigkeiten gepackt oder die Fritteuse angeheizt. Am Wochenende gibt es selbstgebackenen Kuchen oder Torte. Am Abend gehört es auch zu ihren Aufgaben die Liegewiese abzulaufen, nach Vergessenem oder liegengebliebenem Unrat Ausschau zu halten und Müll zu entfernen.
„Aus dem Kunden sind über die Jahre Freunde geworden. Da weiß man, dann was bestellt wird oder wie der Kaffee gerne getrunken wird“, erklärt Günter Hudel. Anneliese Hudel betrachtet indes eine Postkarte, die ein Stammgast aus dem Urlaub an die beiden ins Freibad gesendet hat. Etwas Wehmut sei schon dabei, nach 17 Jahren mit dem Kiosk aufzuhören, verdeutlicht Marlies Hudel. Nach einem Arbeitsleben in der Gastronomie sei es nun Zeit etwas zurückzutreten und sich dem eigenen Ruhestand hinzuwenden, selbst wenn die Arbeit im Freibad und der Kontakt zu den Stammkunden sicherlich fehlen werde, führt sie weiter aus.
Seit der Lehre zur Konditorin in den 1960er-Jahren sorgt Marlies Hudel in unterschiedlichen Gastronomiebetrieben für das leibliche Wohl ihrer Kundschaft. Bis 1998 hat sie mit Ihrem Mann einen Imbiss an der Dillbrücke betrieben, das beliebte Traditionsrezept für Pommes (aus frischen, vorgegarten Kartoffeln) und Currywurst haben die beiden in den Kiosk im Freibad übernommen.
Anneliese und Günter Hudel nutzen die Zeit bis zum Saisonende, um sich von ihren Kunden zu verabschieden sowie die letzten Eisvorräte zu verkaufen. Sicher wird noch etwas in Erinnerungen geschwelgt: Mit einem Schmunzeln erinnern sich die beiden an ein Szene als einige „kleine“ Jungen einmal Tisch-Kicker spielen wollten, da sie noch nicht über die Tischplatte schauen konnten, zogen sie kurzer Hand Stühle als Erhöhung heran.
Für die kommende Freibad-Saison bleibt nun zu hoffen, dass die Stadt Herborn einen ebenso fleißigen und einsatzbereiten Pächter für den Schwimmbad-Kiosk findet wie das Ehepaar Hudel. Denn um mit dem Imbiss erfolgreich zu sein, bedarf es neben leckerem Essen zu moderaten Preisen, einer netten Persönlichkeit, gastronomischer Erfahrung und jede Menge Herzblut. Interessenten, die sich vorstellen können Pächter des Freibadkiosks zu werden, können sich per E-Mail an Stephan Göbel: s.goebel@herborner-baeder.de wenden. (dg)