Herborn, 8.5.2014: Die Fußball-Weltmeisterschaft rückt näher, und Millionen Menschen fiebern dem sportlichen Großereignis entgegen. Für die Menschen in Brasilien hingegen bedeutet die WM mitunter massive Menschenrechtsverletzungen. Auf Einladung der Fairtrade-Lenkungsgruppe Herborn - Stadt des fairen Handels ist am Donnerstag (15. Mai 19:30 Uhr) Phyllis Bußler zu einem Vortrag in der Aula der Hohen Schule zu Gast.
Als langjähriges Mitglied der Solidaritäts-Kooperation Brasilien KoBra und von Amnesty International berichtet Phyllis Bußler unter dem Titel Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft über die massiven Eingriffe in die urbanen Strukturen der Ausrichterstädte. In der Metropole Rio de Janeiro beispielsweise wurde nicht nur das Maracanã-Stadion von Grund auf renoviert, sondern auch die Metro und Schnellbuslinien ausgebaut, und ehemalige zentrumsnahe Hafengebiet erfuhr im Rahmen des Projektes Porto Maravilha eine Revitalisierung. Vor allem die Einwohner bekommen die Folgen zu spüren. Mit der so genannten Pazifizierung der strategisch wichtige Favelas durch polizeiliche Befriedungseinheiten (UPP) soll zudem die (Drogen-)Kriminalität bekämpft und für Sicherheit gesorgt werden nicht zuletzt, um den Ort für WM-Besucher zugänglich zu machen. Betroffen von massiven Menschenrechtsverletzungen sind vor allem ärmere Schichten: Für Infrastrukturprojekte und für die Schaffung neuer Touristenattraktionen wurden allein in Rio de Janeiro bereits 3000 Familien zwangsgeräumt, weitere 8000 sind momentan bedroht. Meist sind die vertriebenen Familien gezwungen, sich neu in der Peripherie meist unter noch prekäreren Bedingungen und Verlust des Arbeitsplatzes anzusiedeln. Phyllis Bußler widmet sich unter anderem der Frage, welche politischen und wirtschaftlichen Interessen hinter der Austragung der sportlichen Großevents stehen. Außerdem soll es sowohl um das Thema der Vertreibungen und der Zwangsräumungen gehen als auch um die Repression, die von polizeilicher Seite gegen Demonstranten und Favela-Bewohner ausgeübt wird.
Klaus Kordesch