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Pläne für ein "Hallenfreibad"

Pläne für ein "Hallenfreibad"



Vielen Herbornern – und nicht nur denen – ist das Wellenbad in der Au ans Herz gewachsen. Hier haben sie vielleicht schwimmen gelernt, als Kinder im Wasser und der Brandung getobt und später als Jugendliche mit der Freundin oder dem Freund Nachmittage auf der Liegewiese verbracht. Viele sind nun schon wieder mit den eigenen Kindern regelmäßig und gerne Gäste: Rund 80 000 Besucher im Jahr zeigen die Verbundenheit mit dem in die Jahre gekommenen Wellenbad.


1977 gebaut, sind sowohl die Technik als auch das Gebäude nunmehr stark erneuerungsbedürftig: Beispielsweise das Dach, die Gastronomie, der komplette Saunabereich und die Filteranlage müssten in den nächsten Jahren erneuert werden - allein die Filtertechnik würde mit rund einer Million Euro zu Buche schlagen, erklärt Herborns Büroleiter Jörg Kring, der derzeit auch als kommissarischer Bäderleiter fungiert, zur Situation. Eine von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig befürwortete und von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zur Wellenbad-Sanierung nennt nun auch Alternativen für die Sanierung des Wellenbads: Die Studie empfiehlt einen Hallenneubau unterhalb des bestehenden Freibads, etwa an der Stelle der heute dort befindlichen Volleyballfelder hinter dem Schwimmmeister-Häuschen. Dieses Gebäude neben dem Freibad-Becken würde bis auf das die Technik bergende Kellergeschoss verschwinden und in den Neubau integriert. Hier sollten ein 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen, ein Lehr-Schwimmbecken mit veränderbarer Wasserstandshöhe, ein Kinderbecken und eine Saunalandschaft mit großzügig gestaltetem Außenbereich entstehen. Die Zufahrt und die Parkplätze für das neue „Hallenfreibad“ würden unterhalb dieses Areals liegen; der bisherige Eingang des Freibads könnte zusätzlich im Sommer geöffnet werden. Übrigens ist auch die Variante geprüft worden, das Herborner Freibad mit einem zu öffnendem Hallendach zu überbauen. Diese Lösung ist aber aus Energie- und Kostengründen nicht zu verwirklichen.


Über die Planungsentwürfe wird demnächst die Stadtverordnetenversammlung zu beschließen haben. Ein gewichtiges Argument bei aller Verbundenheit mit dem Wellenbad dürften dabei die Finanzen spielen: Der Neubau eines Hallenbads neben dem Herborner Freibad würde die Stadtkasse nämlich langfristig weniger belasten als eine Renovierung: Bei einer Verwirklichung müssten trotz der damit verbundenen hohen Investitionskosten jährlich knapp 263 000 Euro weniger für die städtischen Bäder ausgegeben werden, die im Vorjahr noch mit einem Minus von 1,132 Millionen die Bilanz trübten. Gerade angesichts der Einbrüche bei der Gewerbesteuer und der städtischen Haushaltsdefizite ist die Rathausmannschaft um Bürgermeister Hans Benner mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass sich die Stadt einfach keine drei Bäder mehr leisten kann: Da das Wellenbad im Jahr 2008 mit 696 000 Euro Defizit den Löwenanteil an der 1,1-Millionen-Last trug, lässt sich kaum noch ein Argument für seinen Erhalt finden – zumal sich der wohl durch den Attraktivitätsverlust verursachte Besucherrückgang von etwa neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr auch für dieses Jahr abzeichnet. Bäderchef Jörg Kring führt zudem den steigende Energiebedarf und die gleichzeitig steigenden Kosten ins Feld, die sich auf mehr fast 410 000 Euro für die drei Bäder summieren – wobei das Wellenbad allein fast 285 000 Euro verschlingt.


Die Vorzüge der „Herborner Welle“ wissen allerdings sowohl der Bürgermeister als auch sein Büroleiter zu schätzen: Deshalb ist eine durch einen sogenannten „Api-Wellenballs“ erzeugte Welle auch Bestandteil des von einer Planungsgemeinschaft aus Gotha erarbeiteten Konzepts. Die Welle solle bei einem Neubau ebenso ein Herborner Alleinstellungsmerkmal darstellen wie eine exklusive Sauna-Landschaft mit drei unterschiedliche Saunen, die es ebenfalls bei den Bädern in weiterem Umkreis in solcher Form nicht gebe, erklärt Benner. Dabei sieht der Entwurf insgesamt einen reinen Zweckbau vor. „Er bietet das, was Herborn brauchen könnte“, sagt er vorsichtig. Die Lösung müsse mindestens 20 Jahre Bestand haben und zugleich bezahlbar sein, unterstrich der Bürgermeister. Der Neubau in der vorgeschlagenen Form würde rund 7,8 Millionen Euro kosten, wobei die Stadt bis zu fünf Millionen Euro über Kredite finanzieren müsste. Vorsichtig geschätzt könne man auf eine Summe in ähnlicher Größe als Zuschuss durch das Sonderinvestitionsprogramm HAI zur Förderung des Schwimmsports im Land Hessen hoffen, das bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten übernehme, erklärt Jörg Kring. Das gelte aber lediglich für die den Vereinen, Familien, Kindern oder Senioren dienenden Vorhaben; die Sauna beispielsweise könne nicht bezuschusst werden, erläuterte der kommissarische Bäderchef.


Neben der erforderlichen Wellenbad-Schließung gibt es laut Bürgermeister Benner noch einen weiteren Wermutstropfen: „Auch das Freibad in Schönbach wird zur Disposition stehen“, sagt er. Immerhin hat jeder der knapp 12 000 Besucher des Jahres 2008 die Stadt laut der Vorlage rein rechnerisch 14,22 Euro gekostet, wenn man die Negativbilanz entsprechend umrechnet. Zum Vergleich: Selbst im Wellenbad sind es wegen der ungleich höheren Besucherzahl von mehr als 82 000 nur 8,41 Euro, im Freibad gar „nur“ 7,15 Euro. Dass die Bäder generell ein Zuschussbetrieb sind, ist ein offenes Geheimnis: Den Kosten von 1,473 Millionen Euro standen 2008 Einnahmen von insgesamt 315 000 Euro entgegen.


Alle Fraktionsvorsitzenden haben sich bei der Vorstellung der Pläne in einer gemeinsamen Sitzung der Bäderkommission mit dem Magistrat positiv zu den Plänen geäußert. „Wir müssen jetzt die Zahlen verfestigen und einen Beschluss möglichst noch in diesem Jahr anstreben“, sagt Bürgermeister Benner. Sinnvoll wäre ein Baubeginn nach dem Schließen des Freibads im Herbst nächsten Jahres: „Wenn alles passt und alle mitziehen, können wir im optimalen Fall im Frühjahr 2012 eröffnen!“