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Rathaus und Hohe Schule sind schützenswerte Kulturgüter - Plakette nach den Haager Konventionen angebracht

Rathaus und Hohe Schule sind schützenswerte Kulturgüter - Plakette nach den Haager Konventionen angebracht

Herborn, 14.7.2011: Baudenkmäler prägen unsere Umgebung. Überall auf der Welt finden sich Menschen zurecht, weil sie bekannte Bauwerke wieder erkennen. Dies trägt dazu bei, sich auch in der Fremde „heimisch“ zu fühlen. Machthaber, die Völker unterwerfen wollen, zerstören deren Baudenkmäler, um ihr Selbstwertgefühl zu brechen und ihre Identität zu zerstören. Das war schon im Altertum so, das gibt es auch noch heute. Das Völkerrecht ächtet diese barbarischen Verbrechen. Um dem Nachdruck zu verleihen, sollen möglichst weltweit wichtige Kulturdenkmäler einheitlich gekennzeichnet werden. Als erste Denkmäler im Gebiet der Stadt Herborn erhielten am vergangenen Montag das Kollegiengebäude der Hohen Schule sowie das historische Rathaus die Plakette nach den Haager Konventionen. Bürgermeister Hans Benner überzeugte sich gemeinsam mit dem Magistrat davon, dass die Urkunde und die weiß-blaue Plakette deutlich auf die schutzwürdigen Kulturgüter hinweisen. Sollte es künftig zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kommen, stehen die historischen Denkmäler nun unter dem besonderen Schutz der Haager Konventionen von 1954.


Danach sollen gerade diese besonders bedeutsamen historischen Kulturgüter im Falle eines kriegerischen Konfliktes vor Zerstörung und Plünderung bewahrt werden. Sie sind Teil des kulturellen Erbes, das nach der Präambel der Haager Konventionen der Menschheit unbedingt zu erhalten ist. Neben den Denkmälern stehen vor allem auch Gebäude wie Museen, Bibliotheken, Archive und Bergungsorte, die der Ausstellung, Nutzung und Verwahrung von beweglichen Kulturgütern dienen, unter dem besonderen Schutz. Für die Verbreitung und die Überwachung der Einhaltung des völkerrechtlichen Vertrages, dem bisher weit über 100 Staaten beigetreten sind zeichnet die UNESCO verantwortlich.


Neben dem Rathaus und der Hohen Schule werden in Herborn demnächst weitere historische Objekte und Sehenswürdigkeiten unter den blau-weißen Schutzschild gestellt. Hierzu gehören selbstverständlich das Schloss, die evangelische Pfarrkirche und Teile der historischen Stadtbefestigung. Aber auch in den Stadtteilen, gilt es kulturelles Erbe vor den Folgen bewaffneter Auseinandersetzungen zu bewahren. In Seelbach zählt das Alte Schul- und Rathaus aus dem Jahre 1602 genauso dazu wie die Gesamtanlage „Am Kirchberg“ in Schönbach, mit Pfarrkirche, Mauereinfriedung, Schulbauten, Ehrenmal und Grünanlagen. Hier ist unter anderem das Stadtarchiv mit historischem Schriftgut ab 1501 untergebracht. Stadtarchivar Rüdiger Störkel hob im Rahmen der Besichtigung den besonderen Stellenwert der Hohen Schule und des historischen Rathauses hervor. Das als „Hohe Schule“ bezeichnete Gebäude wurde als Kollegiengebäude, als Hauptgebäude der Hohen Schule Herborn, überregional bekannt. Weniger bekannt ist, dass der größte Teil der Dachkonstruktion des Aulaflügels des sog. Schulhofes von einem älteren Herborner Rathaus übrig blieb und bereits 1446 aufgeschlagen wurde. Unter diesem Dach errichtete um 1590 der bekannte Baumeister Conrad Rosbach den ersten Bauabschnitt des Schulhofes. Er fügte auch den Schaugiebel zur Schulhofstrasse hinzu. Rosbach baute auch die Herborner, die Dillenburger, die Siegener und die Freudenberger Pfarrkirchen um. Der Neubau des Herborner Rathauses wurde erforderlich, weil sich die Stadt 1588 entschlossen hatte, eben das Rathaus am damaligen Alten Käsmarkt, heute Schulhofstrasse, an Graf Johann von Nassau für die Nutzung durch die Hohe Schule zu verkaufen. Das neue Rathaus entstand am heutigen Standort, dem damaligen Buttermarkt und wurde ab 1589 in Angriff genommen. Erhalten davon ist das hohe steinerne Sockelgeschoss. Der große Fachwerkaufbau mit dem dominierenden Uhrturm entstand nach dem Stadtbrand von 1626. Rathaus und Schulhof sind seit Jahrhunderten und noch heute Treffpunkte in Herborn und Brennpunkte des öffentlichen Lebens in sehr vielfältiger Weise. Man kann sich z.B. im prachtvollen Grossen Saal des Rathauses trauen lassen, danach in der Hohen Schule essen und anschließend dort das Museum besuchen. Viele wichtige Sitzungen und Beschlüsse fanden im Rathaus statt, bedeutende Vorträge in der Aula.