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"Römhilder Kästchen" im Herborner Stadtmuseum - Seltene Schatulle aus der Spätrenaissance ist "Objekt des Monats"

"Römhilder Kästchen" im Herborner Stadtmuseum - Seltene Schatulle aus der Spätrenaissance ist "Objekt des Monats"

Ein "Römhilder Kästchen" ist das „Objekt des Monats“ im Herborner Stadtmuseum. Es diente einst einer adeligen Dame als Schmuckschatulle. (Foto: Kordesch)

Manches Ausstellungsstück im Herborner Stadtmuseum erblickt eher selten das Tageslicht. Viele Gegenstände aus der Vergangenheit passen thematisch einfach nicht in die Dauerausstellungen. Aber vielfach wäre es einfach zu schade, solche Zeugnisse früherer Zeiten in den Archivräumen schlummern zu lassen. Deshalb stellt das Stadtmuseum Herborn alle vier Wochen ein "Objekt des Monats" vor, das so interessant ist, dass es nicht unbeachtet verstauben sollte.

Das neue "Objekt des Monats" ist eine echte Rarität: Nur rund 20 bis 25 dieser sogenannten "Römhilder Kästchen" sind überhaupt erhalten, vermutet Museumsleiterin Ulrike Litzba. Andere Schätzungen gehen von bis zu 50 Exemplaren aus. Sie dienten einst dem Adel und dem reichen Bürgertum zur Aufbewahrung von Schmuck und Dokumenten.

Die meisten "Römhilder Kästchen" sind in Thüringen zu finden, wo diese Schatullen vor allem in der Spätrenaissance auch hergestellt wurden. Aus der Zeit zwischen 1600 und 1650 stammt auch das Herborner Exemplar. Das Zentrum dieser Handwerkskunst lag im heutigen Landkreis Hildburghausen, wo sich die namensgebende Stadt Römhild befindet. Im Museum in der Römhilder Glücksburg ist heute eine kleine Sammlung der Kästchen ausgestellt.

Doch um ein echtes "Römhilder Kästchen" zu sehen, genügt in den kommenden vier Wochen ein Gang ins Herborner Stadtmuseum. "Auf den ersten Blick wirkt das Kästchen, als sei es aus Elfenbein und Ebenholz gefertigt", erklärt Ulrike Litzba angesichts des leicht beschädigten Exemplars. Tatsächlich jedoch handelt es sich um geschwärztes Holz und Alabaster; der Innenraum ist mit Marmorpaper ausgekleidet. Auf der Vorderseite hat der Handwerker Platz gelassen für Wappen, die der Käufer anbringen lassen konnte. Sogar ein Geheimfach hat der Erbauer der Schatulle im Boden eingebaut. Wahrscheinlich stammt auch die in zeitgenössischer Schrift gehaltene Notiz "44 Stück / 51 Stück" auf einer ungefärbten Holzfläche im Inneren des Kästchens von dem Handwerker.

Wie und wann das "Objekt des Monats" nach Herborn und ins Stadtmuseum gelangte, weiß niemand mehr. "Es ist eine alte Inventarnummer, das Kästchen ist schon sehr lange im Bestand", erläutert Ulrike Litzba. Lange Jahre war es wohl auch in der Ausstellung zu sehen, ohne dass jemand gewusst hätte, um welche Besonderheit es sich handelte. Erst nach einem entsprechenden Hinweis sei die historisch wertvolle Schatulle aus der Schau genommen worden. Für einen Monat kehrt sie nun wieder ins Licht der Öffentlichkeit zurück.

Das "Objekt des Monats" ist im Museum in der Hohen Schule zu den Öffnungszeiten (dienstags, mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 17 Uhr) sowie nach vorheriger Absprache (zum Beispiel für Gruppen, Schulklassen o. ä. auch vormittags) zu sehen. Wegen des Sommerfestes ist das Museum allerdings am 25. Juli geschlossen. Außerdem ist es in der Zeit vom 26. Juli bis 16. August werktags geschlossen und nur samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen bei Ulrike Litzba, Tel.: (02772) 57 38 10.


Klaus Kordesch