Herborn, 07.05.2009: Derzeit häufen sich bei der schönen Frühjahrswitterung wieder im Vogelpark Herborn und sogar bei der Polizei die Anrufe von Bürgern, die in ihrem Garten, zumeist in Ortsrandlage, eine Schlange beobachten.
Wie der Vogelpark hierzu mitteilt, geben solche Beobachtungen keinen Grund zur Beunruhigung, denn zumeist handelt es sich dabei um die einheimische, bis 1,50 m lange und völlig harmlose Ringelnatter. Vogelparkleiter Wolfgang Rades hat seine Biologie-Diplomarbeit über die heimischen Kriechtiere und Lurche geschrieben und erläutert, dass die zumeist an den gelblichen Halbmondflecken am Hinterkopf gut erkennbaren grünlichen, grauen oder auch schwarzen Wassernattern auch abseits der natürlichen Gewässer auftreten und sich an Gartenteichen auf die Jagd nach Fröschen oder Kaulquappen machen können. In den Gärten suchen die unter Naturschutz stehenden hübschen Schlangen häufig den Komposthaufen auf. Dort legen die weiblichen Ringelnattern in den Sommermonaten ihre bis zu 50 Eier ab, um sie durch die Gärungswärme ausbrüten zu lassen.
Das Vogelparkteam bittet die Bürger darum, die im Lahn - Dillgebiet, wie auch im Westerwald und im Rothaargebirge glücklicherweise noch recht verbreitete, bei genauem Hinsehen durchaus aparte und völlig ungiftige Schlange nicht unnötig zu beunruhigen. Rades: Die Beobachtung der Tiere im Garten ist eigentlich ein schönes Erlebnis und zeigt an, dass die Natur im Umland noch einigermaßen intakt ist!
Bürgern, die dennoch eine, wenn auch hierzulande unbegründete Angst vor Schlangen haben, empfiehlt der Biologe, einen Bogen um die recht scheuen Nattern zu machen, die sich meistens bereits bei der kleinsten Bodenerschütterung, etwa durch menschliche Schritte, zurückziehen.
Eine weitere bei uns noch verbreitete, jedoch seltenere Schlange ist die ebenfalls ungiftige graue bis bräunliche Schling- oder Glattnatter. Sie wird aufgrund ihrer an das Zickzackband der bei uns nicht vorkommenden Kreuzotter erinnernden Rückenzeichnung bisweilen mit dieser verwechselt. Die Kreuzotter ist die einzige heimische Giftschlange und kommt in unserer Region nicht vor. Zudem ist das Gift der Kreuzotter relativ schwach und hat bei ärztlicher Behandlung zumindest in den letzten Jahrzehnten nicht zu Todesfällen geführt.
Nur ausnahmsweise kann es sich bei einer beobachteten Schlange auch um ein bei einem Terrarianer ausgerissenes exotisches Tier handeln. Dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Im Zweifelsfall empfiehlt der Vogelparkleiter, die Schlange zu fotografieren und das Bild zur Bestimmung digital an die E-Mail - Adresse info@vogelpark-herborn.de zu senden.
Leider ist es in unserer naturentfremdeten Bevölkerung viel zu wenig bekannt, dass es bei uns auch heimische Schlangen gibt. Umso wichtiger ist die Aufklärung im naturkundlichen Unterricht der Schulen. Der Herborner Vogelpark, der eng mit dem Team des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen um Professor HansPeter Ziemek zusammen arbeitet, lädt die Schulen und Kindergärten sowie auch Familien und Einzelbesucher dazu ein, verstärkt von seinen Möglichkeiten als außerschulischer Lernort und Naturerlebniszentrum Gebrauch zu machen.
Wesentlicher Bestandteil dabei ist neben ausführlichen Informationstafeln auch die Präsentation heimischer Schlangen in einem Freilandterrarium und nicht zuletzt die zweimal täglich um 11.30 und 15.00 Uhr kostenlos angebotenen Führungen Mit dem Tierpfleger unterwegs. Bei rechtzeitiger Anmeldung kann diese Führung für Gruppen auch zu anderen Zeiten angeboten werden.
Nähere Auskünfte gibt es unter Telefon 02772/42522 oder im Internet unter www.vogelpark-herborn.de.