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Sonderausstellung "Eisenbahn und Industrie" ab 18. Mai im Museum Hohe Schule

Sonderausstellung "Eisenbahn und Industrie" ab 18. Mai im Museum Hohe Schule

Herborn, 16.05.2012: Die Sonderausstellung aus Anlass des 150 jährigen Jubiläums der Eisenbahnlinie Gießen-Köln/Deutz wird im Museum Herborn, Hohe Schule, am 18. Mai um 11.30 Uhr eröffnet.


Mit gutem Grund feiert man an Lahn, Dill und Sieg in diesen Tagen die Einweihung der Eisenbahnlinie Gießen-Köln/Deutz im Jahre 1862: Sie brachte den lange ersehnten modernen Verkehrsanschluss, sowohl an die aufstrebenden Industriereviere an Ruhr und Rhein, als auch an das Rhein-Main-Gebiet. Die Eröffnung der Strecke, die von einer privaten Aktiengesellschaft gebaut worden war, gestaltete sich freilich etwas seltsam, weil die AG für Feiern kein Geld gab. In Herborn war es die Stadt, die eine Begrüßung der ersten Personenzüge mit Böllersalven und den Schmuck des Bahnhofes organisierte und bezahlte. Die Tuchbespannung im Inneren des Empfangsgebäudes, das noch im Rohbau stand, rettete sogar die Köln-Mindener Eisenbahn AG vor einer Blamage, indem sie einen mit der „heißen“ Kelle eingemauerten Ziegelstein, der sich aus der Decke gelöst hatte, wochenlang (!) fest- und von den Köpfen der Reisenden fernhielt. Die Herborner Freisinnigen um Johann Heinrich Hoffmann nutzten die Gelegenheit, durch Schmuck des Bahnhofes in den Farben Schwarz-Rot-Gold für die Deutsche Einheit zu werben. Die Industrie an der Dill, namentlich die Eisenhütten, mit ihrem Bedarf an schweren Rohstoffen und ihren Gusseisen- und Stahlprodukten, hatte der Bahnverbindung geradezu entgegen gefiebert. Es war jedoch typisch, dass die nur wenige Kilometer von der Bahn entfernten Werke schon weitaus weniger expandierten, als die, die unmittelbar daran lagen, wie namentlich die Neuhoffnungshütte in Sinn oder später etwa Johann Heinrich Hoffmanns Pumpenfabrik in Herborn. Im nordnassauischen Bergland bedeuteten schon wenige Straßenkilometer einen schwerwiegenden Kostennachteil. Den Anregungen, dann dringenden Bitten, diese Nachteile durch den Bau von Nebenbahnen zu beheben, entsprach der preußische Staat erst gut 40 Jahre nach der Fertigstellung der Hauptstrecke. Bis dahin war jedoch die Nachfrage nach dem entscheidend wichtigen heimischen Roteisenstein sehr zurückgegangen. Die gesamte Region an Sieg, Dill und Lahn musste der preußische Landeseisenbahnrat bereits 1885 als Notstandsgebiet einstufen. Die Einfuhr von Kohlen und Koks und die Ausfuhr von Eisenstein wurden seitdem auf Kosten der Allgemeinheit durch abgesenkte Frachttarife subventioniert. In Herborn hatte man sich inzwischen darauf besonnen, dass es unklug war, sich ausschließlich auf die Industrie zu verlassen. Die bedeutende Bahnhofserweiterung und die Verlegung des Empfangsgebäudes nach Süden von 1907 begriff man daher als Chance, Besucher durch eine städtebaulich gelungene Anbindung an die Innenstadt anzulocken. So entstand eines der schönsten Bahnhofsviertel in der weiten Umgebung.


Die Sonderausstellung des Geschichtsvereins im Museum soll einige Einblicke darauf eröffnen, was es eigentlich bedeutete, als unser Heimatraum vor 150 erstmals auf dem Fahrplan der Eisenbahngesellschaften erschien.

Eine Einführung, zu der jedermann herzlich eingeladen ist, findet am 18. Mai ab 11.30 Uhr statt, die Ausstellung ist danach dienstags bis donnerstags, sowie samstags und sonntags jeweils von13-17 Uhr geöffnet.