Das Museum Herborn öffnet auch am Sonntag der Bundestagswahl seine Sammlung für einen Besuch der Sonderausstellung “Zum 100. Todestag von Wilhelm Thielmann”, (1868 Herborn - 1924 Kassel). Eines der städtischen Wahllokale befindet im gleichen Gebäude, was liegt da näher, als Wahlgang und Museumsbesuch zu vernüpfen. Sonntags ist das Museum in der Hohen Schule von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
Im November vergangenen Jahres jährte sich der Todestag des Herborner Malers Wilhelm Thielmann zum 100. Mal. Als Sohn eines Briefträgers wurde Wilhelm Thielmann in Herborn geboren und wuchs nur einen Steinwurf vom Museum in der Chaldäergasse auf. Obwohl sein Talent bereits in jungen Jahren erkannt wurde, hatte er zunächst nicht die Möglichkeit seinen Traum vom Leben als Künstler zu verwirklichen.
Der Umweg ging über eine Ausbildung zum Lehrer am Seminar in Usingen und weil ihn die Kunst nicht losließ, folgte eine spätere Weiterbildung zum Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Kassel. Dort bot man ihm nach bestandener Prüfung umgehend eine Festanstellung als Zeichenlehrer an. Thielmann fasste schnell Fuß in den Kasseler Künstlerkreisen, über die er die Malerkolonie Willingshausen in der Schwalm kennenlernte. Ebenso wie die Kollegen verbrachte er die warmen, angenehmen Monate des Jahres in der Schwalm und kehrte, wenn die Witterung im Herbst kalt und feucht wurde, in das angenehmere Kasseler Stadtleben zurück. Die Schwalm und ihre Bewohner faszinierten ihn in einem solchen Maße, dass er seinen Wohnsitz ganzjährig nach Willingshausen verlegte. Dies brachte ihm nicht nur die Wertschätzung der Schwälmer und den Beinamen „Maler der Schwalm“ ein, sondern ermöglichte ihm auch einen Einblick in die harten und entbehrungsreichen Monate im Herbst und Winter. Sein Werk ist geprägt von einer ehrlichen Darstellung des Gesehenen und Erfahrenen, ohne den beschönigenden oder verklärenden Blick desjenigen, der nur die romantische Seite der Schwalm kennt.
Eine andere, humoristische Seite Thielmanns zeigen die ausgestellten Karikaturen, denen es nicht an Selbstironie mangelt. Etwas Besonderes ist eine Sammlung von 29 Postkarten, die als Leihgabe durch Vermittlung des Vereins Malerstübchen Willingshausen e. V. ihren Weg nach Herborn gefunden hat. Diese Sammlung wird derzeit erst zum zweiten Mal überhaupt in der Öffentlichkeit gezeigt.
Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, 12. März 2025 im Museum Hohe Schule Herborn zu sehen. Das Museum ist samstags, sonntags, mittwochs und donnerstags jeweils von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
Bild: Kohlezeichnung des Herborner Marktbrunnens, gezeichnet von Wilhelm Thielmann, Privatbesitz. Foto: Museum Hohe Schule