Sport verbindet über Sprachbarrieren, Konfessionszugehörigkeiten und Ländergrenzen hinaus – das zeigen nicht nur die Olympischen Spiele in den vergangenen Wochen, sondern auch die Erfahrungen vieler sporttreibender Vereine mit Flüchtlingen. In Herborn will Joachim Spahn sie dabei unterstützen: Der fußballbegeisterte 48-jährige ist ab sofort ehrenamtlicher kommunaler Sport-Coach für die Kernstadt und die Stadtteile.
„Der Bedarf ist mehr als vorhanden“, erklärte Bürgermeister Hans Benner bei der Vorstellung des Sport-Coachs: 219 Geflüchtete leben bereits unter uns – eine Zahl mit zunehmender Tendenz; demnächst sollen in Guntersdorf zum Beispiel unbegleitete jugendliche Flüchtlinge unterkommen. „Eine der besten Möglichkeiten für Integration ist Sport“, stellte Benner klar. Vor allem der Ballsport, insbesondere Fußball, interessiere Neuankömmlinge wie Alteingesessene gleichermaßen.
Das Programm „Sport und Flüchtlinge“, das die Sportjugend Hessen aufgelegt hat, geht ebenfalls davon aus, dass Sport ganz besonders gut dafür geeignet ist, den Geflüchteten das Heimisch-Werden und Ankommen in übertragenem Sinne leicht zu machen sowie Vorurteile auf der anderen Seite auszuräumen und Berührungsängste abzubauen. Die Stadt hat sich gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt erfolgreich um Aufnahme in das Programm beworben, wie Cornelia Glade-Wolter als Leiterin des zuständigen Fachdiensts Soziales, Kinder, Jugend und Senioren im Rathaus erklärte. Mit der Aufnahme in das Programm verbunden ist eine Zuweisung über 5000 Euro, die der Sport-Coach zum Erfüllen der Projektziele einsetzen kann.
„Vielen ist gar nicht bekannt, dass finanzielle Unterstützung möglich ist“, weiß Spahn, der sich als Sport-Coach vor allem als Vermittler sieht. Er soll beispielsweise Kontakte herstellen zwischen Sportvereinen, Flüchtlingsinitiativen, kommunaler Asylbewerberbetreuung und den Verantwortlichen bei der Stadt – eine Aufgabe, für die Spahn nahezu ideale Voraussetzungen mitbringt: Als Schiedsrichter und Mitglied im Kreis-Schiedsrichterausschuss sowie Vorsitzender des Sportvereins Eibach kennt er viele Leute aus der Sportwelt. „Mein Privatleben ist Sport“, fasst Spahn knapp zusammen. Dass er früher als Sportjournalist tätig war und heute als Leiter des Mehrgenerationenhauses der Arbeiterwohlfahrt in Herborn arbeitet, wo er schon vor Monaten das Angebot „Fußball mit Flüchtlingen“ ins Leben gerufen hat, kommt noch hinzu.
Vor allem beim Fußball sind Neuankömmlinge und Deutsche schnell auf einer Wellenlänge, hat Spahn festgestellt. Aber das Engagement des Sport-Coachs soll nicht darauf beschränkt bleiben, machen doch viele andere Vereine auch spannende und geeignete Angebote von Ballett über Faustball bis Tischtennis, die für Flüchtlinge interessant sein können. „Als Sport-Coach will ich die Menschen zusammenbringen, aber kann auch ganz konkret helfen, wenn es ums Beschaffen von Sport- und Trainingsartikeln geht oder darum, eine Spielberechtigung zu bekommen“, erläutert Spahn. Bürgermeister Benner hat ihm für sein Ehrenamt alle mögliche Unterstützung der Stadt zugesichert und zugleich seine Dankbarkeit gegenüber den vielen betont, die sich ohne viel Aufhebens in der Flüchtlingsarbeit engagieren.
Joachim Spahn will er nun möglichst rasch seine Möglichkeiten der Unterstützung auch mehrsprachig bekannt machen. Vereinsvertreter, die sich über das Programm und die Fördermöglichkeiten informieren möchten, lädt er für Freitag, dem 7. Oktober, zu einer Info-Veranstaltung „Sport-Coach: Sport und Flüchtlinge“ ins AWO-Mehrgenerationenhaus in Herborn ein. Beginn ist um 19.30 Uhr. Weitere Infos und Kontakt: Joachim Spahn, Tel. (02772) 95 96 16 und (0157) 57 19 22 90, E-Mail: j.spahn@awo-lahn-dill.de, Cornelia Glade-Wolter, Tel. (02772) 70 82 70, E-Mail: c.glade-wolter@herborn.de. (klk)