Herborn, 26.1.2012: Herborn will Stadt des fairen Handels werden und damit ein Zeichen setzen gegen ausbeuterische Kinderarbeit, für gerechte Preise und angemessene Löhne für die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern. Die Bärenstadt ist damit nicht allein: Weltweit sind mehr als 1000 Städte, in Deutschland aktuell 72 Kommunen mit dabei, erkennbar am Titel Fairtrade-Stadt. Dazu ist es mit der bloßen Absichtserklärung nicht getan: Um Fairtrade-Town zu werden, müssen einige Kriterien erfüllt werden, wie Hendrik Meisel als Botschafter der Kampagne vergangene Woche den potentiellen Mitgliedern der Steuerungsgruppe erläuterte, die die Aktivitäten koordinieren wird. Die Organisatoren riefen im Anschluss an die Versammlung alle interessierten Bürger zum Mittun auf.
Um Stadt des fairen Handels zu werden wie in den zurückliegenden Monaten in der Nachbarschaft auch Biedenkopf und Gladenbach darf bei öffentlichen städtischen Sitzungen beispielsweise nur noch fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt werden. Doch der Weg zur Fairtrade-Stadt wird keineswegs allein von Verwaltung und Politik der Stadt gegangen. Vielmehr ist es eine der Aufgaben der Steuerungsgruppe, Politik, Wirtschaft und die Einwohner miteinander zu verknüpfen und öffentlich um Unterstützung zu werben. Schließlich müssen unter anderem Einzelhandel und Gastronomie von den Vorzügen fair gehandelter Ware überzeugt werden, denn nur, wenn eine bestimmte Anzahl Gewerblicher mitzieht und auch diese Waren anbietet beziehungsweise ausschenkt, rückt die Anerkennung als Fairtrade-Stadt in greifbare Nähe. In einer Stadt von der Größe Herborns müssen fünf Einzelhändler und drei Restaurants und Cafés jeweils mindestens zwei Fair Trade-Produkte anbieten, um dieses Kriterium zu erfüllen, erläuterte Meisel. Außerdem müssen Schulen, Vereine und Kirchengemeinden als Partner mit ins Boot geholt werden jeweils mindestens eine, die mit dem Fair Trade-Siegel gekennzeichnete Produkte verwendet und außerdem eine jährliche Aktion zum Thema anbietet.
Es sei wichtig, in dieser Hinsicht ein Zeichen zu setzen, bestärkte Bürgermeister Hans Benner die Runde. Stimmen, die stattdessen lieber den Herborner Brotkorb unterstützen wollten, seien unterdessen verstummt, denn das eine schließe das andere nicht aus, erklärte Benner. Die Stadt Herborn wolle laut Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom November vergangenen Jahres gemeinsam mit den Bürgern dieses Ziel anstreben, erinnerte er. Mit Bedauern nahm die Runde zur Kenntnis, dass die Stadtverordnete Ursula Vollmer als Initiatorin dieser Aktion krankheitsbedingt nicht an dem ersten Treffen teilnehmen konnte.
Die Steuerungsgruppe, in der die meisten der zehn eingeladenen Anwesenden mitarbeiten wollen, wird sich im Februar offiziell formieren. Die Aktiven hoffen zum einen auf die Mitarbeit anderer engagierter Bürger, und zum anderen auf die Meldung interessierter Kaufleute und Gastronomen, die sich für die Aufnahme fair gehandelter Produkte in ihr Sortiment interessieren. Das besteht nicht nur aus Waren wie Kaffee und Schokolade, sondern umfasst auch beispielsweise Saft, Kekse, Zucker und sogar Blumen. Auch Händler und Gastwirte, die bereits fair gehandelte Waren anbieten, werden gebeten, sich zu melden. Bis die Steuerungsgruppe sich zusammengefunden und einen Ansprechpartner benannt hat, fungiert Marco Klingelhöfer als Kontaktperson: Tel.: (02772) 708-245, E-Mail m.klingelhoefer@herborn.de.
Klaus Kordesch