Seit dem Hessentagsjahr arbeiteten die Verkehrsplaner an dem Verkehrsentwicklungskonzept, das die Interessen von Anwohnern, Fußgängern, Autofahrern, Radfahrern und Gewerbetreibenden zusammenführen will. Es werden Antworten gesucht auf die Fragen: Wie können Rückstaus und hohen Verkehrsbelastung zu Stoßzeiten vermieden werden? Welche Schritte können den fließenden Verkehr entlasten, wie wirkt sich dies auf den ruhenden Verkehr aus?
Um aber in die Zukunft des Straßenverkehrs unserer Stadt blicken zu können, war es im ersten Schritt nötig sich ein dezidiertes Bild vom Ist-Zustand der jetzigen Verkehrslage zu machen. „Der Blick nicht ortsansässiger Fachplaner auf die Verkehrslage in Herborn birgt den Vorteil, dass Sie unvoreingenommen alle Potenziale und Schwierigkeiten beäugen. Gleichzeitig kann dies dazu führen, dass Empfehlungen formuliert werden, an die wir Herborner nicht gedacht haben oder die zuerst, wie damals die Verkehrsberuhigung der Innenstadt, auf wenig Gegenliebe stoßen“, brachte Bürgermeister Hans Benner bei der Begrüßung zur Informationsveranstaltung zum Ausdruck.
Die Ingenieure Stephanie Feuerbach und Thomas Pickel zeigten bei der Vorstellung des neuen Verkehrskonzepts welche Daten und wo im Stadtgebiet sie als Grundlage der Planungen erhoben und bewertet haben. Das nun vorgestellte Verkehrsentwicklungskonzept formuliert Vorschläge, welche Veränderung der Verkehrssituation möglich und anzuraten sind.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Verkehrsentwicklung in der Innenstadt und im Bereich des Fachmarktzentrums „In der Au“ sowie der Westerwaldstraße und Hauptstraße gelegt. Dabei formulierten die Verkehrsplaner das Ziel den Verkehr hierarchisch auf die dafür vorgesehenen Hauptverkehrswege zu lenken. Die für den fließenden Verkehr wichtigen Straßen sind die Ortsdurchfahrten der B 255 vom Reuterberg in Richtung Westerwald, die Alsbachbrücke an der B 277 einschließlich Prof.-Sell-Straße, die Burger Landstraße sowie die Austraße (L 3046) von der Autobahn Anschlussstelle Herborn-Süd/der Verkehrskreuzung bei der Firma Bedra in Merkenbach bis zum Amtsgericht Herborn.
Eine hierarchische Lenkung des Durchgangsverkehrs könne durch Anpassen der erlaubten Geschwindigkeiten erreicht werden. Ein Vorschlag empfiehlt die Einrichtung weiterer Tempo 30-Beschränkungen für die Augusta-, Bahnhof-, Hain-, Haupt- und die Turmstraße sowie den Hintersand und den Sandweg, gleiches würde auch die Verkehrslage in der Konrad-Adenauer- und der Walter-Rathenau-Straße beruhigen. Von der vorgeschlagenen Geschwindigkeitsreduktion im Stadtgebiet könnten, laut Diplomingenieurin Feuerbach, Fußgänger und Radler gleichermaßen profitieren.
Im Innenstadtbereich liegen die Potenziale in der Verkehrsberuhigung des Kornmarktes wie auch des Holzmarktes. Was bedeuten würde auf die für die Anwohner wichtigen Parkflächen zu verzichten. Eine weitere Empfehlung schlägt vor die untere Hauptstraße für den Begegnungsverkehr zu öffnen und den Stadtbusverkehr nicht mehr über den Sandweg zu leiten.
Die bei der Informationsveranstaltung vorgebrachten Einwände und Anregungen aus der Bürgerschaft, wie beispielsweise der Hinweis, dass das Pflaster in der Fußgängerzone für ältere oder gehbehinderte Menschen hinderlich sei, wollen die Fachplaner in das Verkehrsentwicklungskonzept aufnehmen. Es ist davon auszugehen, dass der finale Entwurf des Verkehrskonzepts den politischen Gremien im ersten Quartal 2018 zur Abstimmung vorliegt.
Wohin die Wege in Herborn führen und welcher Weg für die zukünftige Verkehrsentwicklung eingeschlagen wird, dies haben dann die politischen Gremien der Stadt zu beraten und zu entscheiden. Bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft für Anwohner, Arbeitnehmer und Besucher, unabhängig vom Fortbewegungsmittel, kein Weg an Herborn vorbeiführt. (dg)