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Stadtwerke setzen weiter auf erneuerbare Energien – "Schwieriges Marktumfeld für 2009" erwartet – Bepperling will Dienstleistungen stärken.

Stadtwerke setzen weiter auf erneuerbare Energien – "Schwieriges Marktumfeld für 2009" erwartet – Bepperling will Dienstleistungen stärken.

Herborn, 26.02.2009: „Für das kommende Jahr müssen wir aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise mit Absatzrückgängen bei Strom und Gas rechnen“, beschreibt Jürgen Bepperling, Geschäftsführer der Stadtwerke Herborn, die wirtschaftlichen Aussichten des Unternehmens. Der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Wolfgang Mann, ergänzt: „Schon im letzten Quartal des vergangenen Jahres hat sich diese Entwicklung abgezeichnet.“ Beide verweisen dabei auf die schwierige Situation, die in Folge der Finanzmarktkrise vor allem für einige Geschäftskunden der Stadtwerke entstanden ist. „Wenn die Industrieproduktion zurückgefahren wird oder Unternehmen vom Markt gehen, sinkt natürlich auch der Energiebedarf und damit unser Absatz“, so Bepperling. Im Privatkundenbereich schätzt er dagegen die Entwicklung vor allem für die Verbraucher, aber auch für die Stadtwerke aufgrund des derzeit sinkenden Preisniveaus bei den Energiekosten positiver ein: „Mit dem sinkenden Preisdruck am Energiemarkt steigen die Chancen, dass wir unseren Kunden die Vorteile, die wir als kommunaler Versorger haben, besser deutlich machen können. Denn bei einem niedrigen Preisniveau steht für Kunden nicht mehr nur der Preis als Entscheidungsgrundlage im Vordergrund, sondern auch andere Wettbewerbsfaktoren wie ein attraktives Dienstleistungsangebot oder die Beratungs- und Servicequalität.“


Um diese Stärken deutlich zu machen, werde das Unternehmen künftig auch auf eine verbesserte kundenbezogene und öffentliche Kommunikation setzen. „Wenn wir unsere Stärken deutlich machen wollen, müssen wir öffentlich wahrgenommen werden“, erläutert Bepperling. So seien etwa ein eigenes Kundenmagazin, oder Maßnahmen wie ein Tag der offenen Tür und die Unterstützung der künftigen Erstklässler an heimischen Schulen mit einem Einschulungsset der Stadtwerke in der konkreten Planung.


„Wir setzen weiter auf erneuerbare Energien“


Wie bereits im vergangenen Jahr, so wollen die Stadtwerke bei der Stromversorgung auch künftig auf CO2-neutralen Strom setzen. „Dass wir bei der Versorgung der Region auf erneuerbare Energien zurückgreifen, ist ein deutliches Merkmal unseres Profils, dass von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen wurde. Diesen Weg wollen wir weiter gehen“, kündigt Bepperling an. So sei eine Ausweitung der Beteiligung der Stadtwerke am Windkraftpark im Westerwald geplant. Beim Herborner Strom aus Wasserkraft werde sich allerdings die Liefersituation mit Ende des laufenden Jahres verändern, da der bisherige Lieferant RWE-Power das Angebot von Strom aus den Moselkraftwerken zugunsten eines eigenen Programms verteuert habe. Dazu Bepperling: „Wir stehen bereits mit anderen Lieferanten von Strom aus Wasserkraft in Verhandlung, um uns Stromkontingente für 2010 und 2011 bei stabilen Preisen zu sichern.“ Die derzeit günstige Preisentwicklung am Strommarkt werde sich dann auch positiv auf die Stromtarife für die Herborner Kunden auswirken. Für das laufende Jahr hatten die Stadtwerke ihren Kunden eine Preisgarantie auf dem derzeitigen Niveau zugesagt.


Aber auch im Bereich der Gasversorgung werden sich die Stadtwerke stärker auf erneuerbare Quellen konzentrieren. So seien erste Gespräche mit dem Betreiber einer Bioerdgasanlage in Eschwege aufgenommen worden, um unternehmenseigenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) künftig mit Biogas betreiben zu können. Hier sieht auch Herborns Bürgermeister, Hans Benner, interessante Potenziale für die Stadt: „Vorstellbar wäre etwa, dass wir städtische Liegenschaften wie Kindergärten oder Verwaltungsgebäude mit Gas oder biogasbetriebenen KWK-Anlagen ausstatten. Dies wäre ein deutliches Plus für die Klimaziele der Stadt und würde gleichzeitig im Sinne der regionalen Loyalität die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Stadtwerke als Gesellschaft in kommunaler Trägerschaft stärken.“ Hierzu werde er in den städtischen Gremien eine entsprechende Diskussion anstoßen. Bepperling ergänzt, dass bei einem solchen Projekt auf die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) möglich wäre.


Stadtwerke bemühen sich um Konzessionen für Stromnetze der Stadtteile


Ein weiteres Projekt, das Bepperling und Benner in engem Zusammenhang mit dem Ansatz der „Regionalen Loyalität“ sehen, ist die angestrebte Übernahme der Konzessionen zur Nutzung der Stromnetze in den Stadtteilen Herborns und den umliegenden Gemeinden. Zum Hintergrund erläutert Benner: „Die Konzessionen zur Nutzung der Stromnetze, die von den Kommunen an den bisherigen Netzbetreiber E.ON-Mitte vergeben wurden, laufen zum Jahr 2011 aus.


Hier wollen wir eine Lösung finden, bei der vor allem der Nutzen für die Region im Vordergrund steht.“ Bislang sind die Stadtwerke nur Eigentümer des Stromnetzes in der Kernstadt Herborn. „Wir haben gegenüber der Stadt und einigen Kommunen bereits unser Interesse an einer Übernahme oder Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der Konzessionsvergabe signalisiert“, kommentiert Bepperling und weist auf die Vorteile eines solchen Schritts für alle Beteiligten hin: „Als Eigentümerin der Netze haben wir einen größeren Spielraum zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstrukturen, da wir notwendige Investitionen verstärkt mit regional ansässigen Unternehmen umsetzen können.“ Für Stromkunden bedeute dies eine Versorgung aus einer Hand mit schnellem Service vor Ort und einer hohen Versorgungssicherheit, betont Bepperling und verweist dabei auf die Risiken global operierender Netzbetreiber. „Wenn sich international operierende Unternehmen am Kapitalmarkt beispielsweise über Investmentgesellschaften finanzieren, besteht immer ein gewisses Risiko, dass für diese Investoren eher die Rendite und weniger die technisch intakte Infrastruktur oder der Service vor Ort im Vordergrund steht.“ Benner ergänzt hierzu: „Die Stadtwerke sind als kommunale Gesellschaft der Region verpflichtet, so dass hier andere Prioritäten gelten und globale Risiken eher klein gehalten werden können.“ Schließlich würde sich eine Ausweitung des Netzbetriebes auch positiv für die Stadtwerke bemerkbar machen: „Mit Übernahme der Netze würde wir unsere Gesamtdurchleitung erhöhen und können so unternehmensinterne Strukturkosten senken“, erläutert Bepperling.


Dienstleistungen sollen ausgebaut werden


Neben dem Kerngeschäft der lokalen Versorgung mit Strom, Gas und Wasser werden die Stadtwerke künftig verstärkt auf den Ausbau ihres Dienstleistungsangebotes und regionale Kooperationen setzen. „Sowohl im Bereich der Privat-, wie auch bei Geschäftskunden gewinnen Dienstleistungen zunehmend an Bedeutung“, kommentiert Bepperling. Erst kürzlich hatten die Stadtwerke mit ihrem Energieberater ein neues Dienstleistungsangebot für Privat- und Geschäftskunden vorgestellt. „Ein weiterer Bereich, den wir ausbauen werden, ist das Energieliefercontracting für Kunden mit einem Energieaufwand von mehr als 50.000 Kilowattstunden jährlich.“ Hier lassen sich Bepperling zufolge Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent erzielen. „Gerade in Zeiten knapper Kassen ist das ein attraktives Angebot, für das wir als Partner zur Verfügung stehen.“ Ein erstes Projekt, das die Stadtwerke in Herborn bereits umgesetzt haben, soll noch im März der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Erfreut zeigt sich Bepperling über die außerordentlich positive Entwicklung des Geschäftfeldes der IT-Abteilung, die mit ihrer Datenverwaltung zur

Abrechnung und der Softwareberatung mittlerweile bundesweit für andere Stadtwerke tätig ist. „Hier haben wir uns zu einer echten Marktgröße mit guten Zukunftsperspektiven entwickelt“, so Bepperling. Für den Hersteller der Abrechnungssoftware sind die Stadtwerke in Herborn mittlerweile offizielles Kompetenzzentrum.


Mit Kooperationen die Position im Wettbewerb stärken


„Wollen wir als kleines kommunales Versorgungsunternehmen im Wettbewerb gegen die großen privaten Anbieter bestehen, müssen wir Kräfte bündeln, Synergien schaffen und Ressourcen optimal nutzen. Das kann nur in Zusammenarbeit mit natürlichen Partnern gelingen“, beschreibt Bepperling die Ausgangslage für kommunalen Versorger im schwierigen Umfeld der Energiemärkte. Die Zusammenarbeit mit anderen kommunalen Stadtwerkern zu stärken sei daher eines der vordringlichsten Ziele. Feste Kooperationen bestünden derzeit schon in den Bereichen Einkauf und Regulierungsmanagement. „Im Einkauf lassen sich deutlich bessere Preise erzielen, wenn mehrere Stadtwerke im Verbund als Verhandlungspartner auftreten. Das bedeutet natürlich auch für unsere Kunden, dass wir bessere Konditionen anbieten können“, so Bepperling. Auch hier soll der eingeschlagene Weg fortgesetzt werden: „Derzeit sind wir mit mehreren Stadtwerken im Gespräch, um beispielsweise gemeinsam neue Dienstleistungsangebote oder Vermarktungsstrategien zu entwickeln“, so Bepperling abschließend.