Herborn, 8.9.2011: Das Schreiben wirkt hochoffiziell und seriös: Die Gewerbeauskunft-Zentrale aus Düsseldorf bittet um die Ergänzung einiger Adressdaten und das Überprüfen der Geschäftsanschrift. Kein großer Aufwand und dann kann man das Blatt sogar kostenfrei zurückfaxen. Geschäftsleute, die das tun, haben allerdings einen Vertrag am Hals, der sie zwei Jahre lang bindet und über 1000 Euro kostet, warnt die Herborner Stadtmarketing GmbH, die den Brief auch einmal pro Quartal auf den Schreibtisch bekommt.
Es bestehen kaum Chancen, aus dem Vertrag wieder herauszukommen, warnt Stadtmarketing-Geschäftsführer Bernd Rademacher denn die GWE - Gewerbeauskunft-Zentrale erbringt für die berechnete Summe auch die im Kleingedruckten zugesagten Leistungen und setzt die meist unfreiwilligen Kunden mit Name, Adresse und Kontaktdaten auf ihre Homepage. Die jährliche Vergütung dafür beträgt 478,20 Euro zuzüglich der Umsatzsteuer wahrlich ein teurer Spaß für den Eintrag in eine Datenbank, die kaum einer kennen und nutzen dürfte.
Der Barcode im Briefkopf, die amtlich klingende Unterzeile Erfassung gewerblicher Einträge und der Hinweis auf ein bereits per Post zugesandtes Schreiben, dessen Inhalt nun nur noch zu bestätigen und ergänzen, lassen weniger aufmerksame Leser kaum misstrauisch werden, bedauert das Stadtmarketing-Team. Zugleich setzt die GWE den potentiellen Kunden unter Zeitdruck: Spätestens rund eine Woche nach Zugang solle die Antwort zwecks Bearbeitung und Vervollständigung zurückgeschickt sein, grüßen freundlich die Absender. Dass es sich keineswegs um eine Antwort auf eine bereits begonnene Korrespondenz handelt wie suggeriert, sondern um einen Massen-Versand, sieht man auch an den oft veralteten Einträgen der Absender, die beispielsweise die Telefonnummer des Stadtmarketings in Herborn mit 502 beginnend eingetragen haben: Das existiert schon seit rund zehn Jahren nicht mehr, sagt Rademacher. Damals wurde die Nummer durch die 708 ersetzt.
Die Stadtmarketing-Gesellschaft berät gerne bei Fragen zu vermeintlichen Abzocker-Anschreiben und hat eine lange Liste einschlägig aufgefallener Unternehmen erstellt, deren Schreiben sämtlich auch vorliegen. Wer sich nicht im Klaren über die Seriösität eines Briefes ist und Angst hat, auf einen Abzocker hereinfallen zu können, sollte vor seiner Antwort also mal im Rathaus anrufen oder vorbeischauen. Kontakt: Birgit Ernst, E-Mail b.ernst@herborn.de, Tel (02772) 708413.
Bild und Text: Klaus Kordesch