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Unverletzte Jungtiere am Fundort belassen – nur in den seltensten Fällen sind sie verlassen!

Unverletzte Jungtiere am Fundort belassen – nur in den seltensten Fällen sind sie verlassen!

Sowohl in den Gehegen des Vogelparks im Herborner Stadtteil Uckersdorf als auch in der Natur stellt sich jetzt allerorten Nachwuchs ein. Während der Brutbeginn beim Pärchen der im März neu aus dem Tierpark Bochum erhaltenen Bartkäuze beim Team des Vogelparks für eine besonders freudige Erwartung sorgt - immerhin gelang die letzte Nachzucht dieses beeindruckenden Nachtvogels in Herborn zuletzt vor sechs Jahren -, werden die aktuelle Bruten bei den Schneeeulen, den Teichhühnern, den Heiligen Ibissen oder auch den Weißstörchen eher routiniert, wenn natürlich auch ebenfalls erfreut zur Kenntnis genommen. Über die erste erfolgreiche Herborner Nachzucht der Parmakängurus, das jetzt zunehmend seinen Kopf aus dem Beutel seiner Mutter steckt, wurde ja bereits berichtet.

Jedenfalls ist der Wonnemonat Mai aufgrund der erwachten Natur im und um den Vogelpark und der zahlreichen Jungtiere im Park trotz der nicht immer optimalen Witterung ein besonders attraktiver Monat für einen Vogelparkbesuch. Zumal das frische Grün in der herrlichen Landschaft, in die Herborns Vogelpark eingebettet ist, alljährlich nur zu dieser Zeit zu sehen ist.

In diesen Wochen ziehen auch in der Natur zahlreiche Tiere ihren Nachwuchs groß. Tragischerweise häufen sich damit aber erneut die Meldungen von zumeist nur scheinbar verlassenen Jungtieren, die vielfach in falsch verstandener Tierliebe von wohlmeinenden Tierfreunden aufgegriffen werden, um sie von Hand großzuziehen.

Nach Mitteilung des Vogelparkleiters Wolfgang Rades sollte jedoch unbedingt oberstes Gebot sein, unverletzte Jungtiere am Fundort zu belassen. Denn wie der Diplom-Biologe betont, handelt es sich bei den scheinbar hilflosen Jungtieren zumeist nämlich gar nicht um Waisen. Dies gilt unter den Säugetieren zum Beispiel für Rehkitze oder junge Feldhasen, die von ihrer Mutter nur abgelegt werden, um sie einige Male am Tag oder auch in der Nacht zum Säugen aufzusuchen.

Und auch in der Vogelwelt kommt es häufig vor, dass noch relativ junge Jungvögel,

z. B. Eulen oder auch Singvögel, selbst wenn sie noch nicht flugfähig sind, das Nest vorzeitig verlassen. Als so genannte „Ästlinge“ stehen diese schon befiederten Jungvögel dann im Astwerk oder auch auf einer Wiese sitzend durch Bettelrufe noch mit ihren Eltern in Verbindung. Völlig falsch ist es, solche Jungvögel in falsch verstandener Tierliebe aufzugreifen und quasi ihren Eltern zu entführen, denn sie benötigen gar keine menschliche Hilfe.

Dennoch sollte man in den Fällen, in denen der Aufenthaltsort eines Jungvogels, an einem kritischen Platz ist, etwa an einer stark befahrenen Straße oder auf einem Kinderspielplatz, durchaus mit Augenmaß eingreifen: Solche Jungvögel setzt man am besten in einige Meter Entfernung an eine geschütztere Stelle, zum Beispiel in eine Hecke oder unter ein Gebüsch, um.

Noch nackte Jungvögel dieser Arten sollten hingegen möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Für Jungvögel ist das nach Mitteilung von Vogelparkleiter Wolfgang Rades unproblematisch, da sich die Vogeleltern im Gegensatz zu manchen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch stören.

Dringend raten die Experten davon ab, Jungtiere zur Handaufzucht mitzunehmen. Rades: „Von Hand aufgezogene Jungtiere haben selbst bei fachgerechter Pflege sehr viel schlechtere Überlebenschancen als die in der Natur aufgewachsenen.“

Wie der auch in der Bundesarbeitsgemeinschaft Internationaler Artenschutz des NABU aktive Herborner Biologe betont, trägt dem auch das Bundesnaturschutzgesetz Rechnung. Denn es erlaubt die vorübergehende Aufnahme von Jungtieren nur dann, wenn sie verletzt oder krank und somit wirklich hilflos sind.

In Zweifelsfällen empfiehlt es sich, telefonische Auskünfte bei der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung (Tel. 06441/4071831), der Vogelklinik Gießen (Tel. 0641/9938432), der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt (Tel. 069/4201050), dem Vorstand der örtlichen NABU-Gruppe (beispielsweise unterhält der NABU in Solms-Oberbiel eine kleine Auffangstation) oder im Vogelpark Herborn (Tel. 02772/42522) einzuholen.

Das Vogelparkteam betont, dass der Vogelpark Herborn, ähnlich wie natürlich die anderen Pflegestationen auch, längst nicht alle pflegebedürftigen Vögel aufnehmen kann. Rades: „Dies gilt neben den Gründen der engen Kapazitäten im Vogelpark besonders auch aus hygienischen Gründen, gilt es doch, ein Infektionsrisiko für den kostbaren Vogelbestand des Parks auszuschließen. Aus diesen Gründen können wir uns keinesfalls um die häufigen Arten wie Singvögel, Tauben oder auch Enten kümmern!“

Vielmehr stellt das Vogelparkteam die begrenzten Kapazitäten seiner Auffangstation folglich nur den Vertretern der selteneren Arten zur Verfügung. Dazu zählen Greifvögel, Eulen, Störche, Kraniche, Reiher, Taucher oder Eisvögel.

Aktuell hat das Vogelparkteam zwei verletzte Mäusebussarde aus der Natur in Pflege und zieht vier Waldkauzästlinge von Hand auf. Bei diesen handelt es sich um einen echten Notfall: Hatte die Waldkauzmutter doch tatsächlich ihre Eier in einem Entenhaus auf einem Dillenburger Weiher ausgebrütet. Mit der Folge, dass das älteste Eulenjunge prompt nach dem Verlassen des Nestes im Weiher ertrank. Als der Jagdpächter sich hilfesuchend an den Vogelpark wandte, um den Geschwistern das gleiche Schicksal zu ersparen, schlug das Vogelparkteam dieses Hilfegesuch natürlich nicht aus.

Allerdings werden die vier possierlichen Jungeulen aufgrund ihrer auch in der Natur besonders langen Abhängigkeit von den Eltern noch viele Wochen die Pflege des Vogelparkteams in Anspruch nehmen müsse, bevor sie dann im Spätsommer nach erfolgreichem Training des Fangs lebender Mäuse wieder in die Natur entlassen werden können.

In Hessen wird die Arbeit von Wildvogelpflegestationen im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht vom Land bezuschusst. Natürlich ist der Vogelpark aufgrund des mit der - übrigens freiwillig - erfolgenden Übernahme der Aufgaben einer Wildvogelpflegestation sehr froh über jede finanzielle Unterstützung, sei es durch die Übernahme einer Patenschaft oder auch „nur“ durch die Eintrittsgelder der in diesem Mai hoffentlich besonders zahlreichen Vogelparkbesucher.

Ausflugstipp am Himmelfahrtstag:

Für Gartenbesitzer bietet der Vogelpark am Himmelfahrtstag, Donnerstag,

den 13. Mai, eine besonders attraktive Gelegenheit zum Parkbesuch:

Denn dann richtet das Vogelparkteam von 11.00 bis 16.00 Uhr gemeinsam mit den Freunden der Flora Herbornensis und dem Förderverein für Landschaft und Kultur des hessischen Westerwaldes den traditionellen Tag des naturnahen Gartens mit einer Pflanzenbörse aus. Gartenfreunde können dann attraktive Stauden und andere Pflanzen gegen ihre Mitbringsel eintauschen oder auch günstig erstehen.

Auch steht zu dieser Zeit der Lahnauer Gartenbautechniker Dirk Behnert als Gartenexperte des Vogelparkvereins zur Beantwortung von Fragen rund um den naturnahen Garten zur Verfügung.