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Vive l’amitié zwischen Herborn und Pertuis – 50 Jahre gelebte europäische Freundschaft

Vive l’amitié zwischen Herborn und Pertuis – 50 Jahre gelebte europäische Freundschaft

Französische Freunde vom 30. Mai bis 2. Juni zu Besuch: Über 1000 Kilometer trennen Herborn und Pertuis in der Provence. Doch ist von Distanz nichts zu spüren, seit einem halben Jahrhundert verbinden Städte- und Schulpartnerschaft die Menschen beider Städte.

Das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft ist am 14. Juli im vergangenen Jahr in Südfrankreich gefeiert worden. Am vergangenen Wochenende begingen nun auch die Herborner dieses Jubiläum mit ihren 25 französischen Gästen.

An Christi Himmelfahrt wurde anlässlich des Jubiläums eine provenzalisch gestaltete Grünfläche am Kallenbachparkplatz eingeweiht. Der kleine Platz ist mit Natursteinplaster aus französischem Sandstein, Kalksteinen aus dem Steinbruch in Breitscheid-Medenbach und duftenden Pflanzen komplett neu gestaltet. Zwei Stühle bringen den Dialog der Kulturen zum Ausdruck und laden ein zu einem Plausch unter Freunden. Eingerahmt wird das Ensemble durch mehrere Dutzend provenzalische Kräuter wie Estragon, Thymian, Salbei, Lavendel und Mauerpfeffer sowie zusätzlich Taglilien und Säulenwacholder. Eben ein Stück Provence im Herzen Herborns, ein Ort der Freundschaft.
Musikalisch umrahmt hat die Einweihung der Musikverein Herbornseelbach, bereits viermal war Dirigent Erwin Gabriel mit seinen „Roten Teufeln“ selbst für Konzerte in Pertuis. Eine Bronzetafel mit den Wappen beider Städte erinnert auch in Zukunft an 50. Jahre Städtepartnerschaft.
Bürgermeister Hans Benner, der mit Stadtverordnetenvorsteher Jörg-Michael Müller und dem Pertuiser Partnerschaftsbeauftragten Jean-Jaques Dias die Einweihung des Platzes vornahm, unterstrich wie wichtig es sei die Partnerschaft zu pflegen und zu feierlichen Anlässen auch symbolisch zu festigen. Die langjährige Freundschaft solle auch im Stadtleben sichtbar sein, erklärte er die Umgestaltung des Platzes. Die Partnerschaft sei ein Zeichen für Frieden und Freiheit in Europa, betonte Jörg- Michael Müller. Die Umgestaltung wird zu 50 Prozent durch das Städtebauförderprogramm „Aktive Kernbereiche in Hessen“ gefördert. Im Anschluss an die Einweihung lud die Stadt zum Empfang ins Rathaus ein. Dem Ruf war auch die französische Generalkonsulin der Republik Frankreich Pascale Trimbach gefolgt.

Festlicher Rückblick zum 50. Jubiläum

Am Abend des 31. Mai feierten 110 geladene Gäste in der KulturScheune einen Festakt zum Jubiläum der deutsch-französischen Städtepartnerschaft. Herborns Bürgermeister Hans Benner äußerte seine Dankbarkeit, darüber, dass in beiden Städten über Jahrzehnte Menschen die Partnerschaft bereichert haben, diese begleitet und tatkräftig gestaltet haben. Er dankte auch den Gastfamilien, die eine private Unterbringung während des Besuchs ermöglichten. Dem „Comité du Jumelage Pertuis Herborn“ und den Mitgliedern des Vereins „Freunde von Pertuis“, die beide auch unabhängig von dem städtischen Engagement Begegnungen zwischen den Bürgern organisierten, sprach er seinen Dank aus. In diesem Zusammenhang unterstrich er, dass der Schüleraustausch eine tragende Rolle für die guten Beziehungen zwischen den Menschen spiele.
Jean-Jaques Dias, der in Vertretung des erkrankten Pertuiser Bürgermeisters Roger Pellenc sprach, brachte zum Ausdruck, dass die innige Verbindung zwischen Herborn und Pertuis „ auch das Ergebnis eines vereinten Europa“ sei. Er betonte, dass dies auch der Verdienst der „guten Beziehungen zwischen den Mitgliedern beider Partnerschaftsvereine“ sei.

Ein Höhepunkt des Abends war der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt durch Bürgermeister Hans Benner, Stadtverordnetenvorsteher Jörg-Michael Müller und Jean-Jaques Dias. Selbstverständlich gehörte auch die Übergabe von Gastgeschenken dazu: Aus Herborn gab es für die Stadt ein Flachrelief mit Mosaik, das die Landschaften beider Regionen, die Rathäuser sowie zwei Friedenstauben mit symbolischen Stadtschlüssel darstellt. Im vergangenen Jahr wurden vier Stadtschlüssel als Symbol der freundschaftlichen Verbindung Herborns zu seinen Partnerstädten verschenkt. Sie sollen verdeutlichen, dass für „gute Freunde die Tore der Stadt immer offen sind“ und die Partnerstädte den Schlüssel zum „Herzen der Herborner haben“. Ein surrealistisches Kunstwerk vom Marktplatz Herborn geht als Geschenk für das Comité du Jumelage nach Pertuis. Die französischen Gäste brachten ein stilvoll, in Handarbeit gefertigtes Patchwork-Kunstwerk mit. Gefertigt wurde das Patchwork innerhalb des vergangenen Jahres von Denise Pellenc, es zeigt einen stilisierten Baum, dessen Wurzeln, die Begründer der Städtepartnerschaft mit Bild darstellt. Wie ein Baum brauche auch die Partnerschaft tragende Wurzeln, um spießen und gedeihen zu können, erläuterte Josette Wuscher-Dias. Der im Patchwork dargestellte Baum sei ebenso wie die Freundschaft bunt, leuchtend und weitverzweigt.

Für das musikalische Programm sorgte mit klassischen Werken deutscher Komponisten Sopranistin Mona Debus, die am Klavier von Regina Zimmermann-Emde begleitet wurde. Ebenso gefühlvoll waren auch die Chansons, die Markus Lehmann, mit seiner Akustikgitarre und zum Teil in Begleitung von Josette Wuscher-Dias darbot.
In seiner Festrede blickte Paul-Wilhelm Janssen, der die Partnerschaft auch als Lehrer Jahrzehnte begleitete, auf die Anfänge der partnerschaftlichen Beziehungen zurück. Wie bei etwa 2200 weiteren deutsch-französischen Städtepartnerschaften sei die Verbindung zwischen Herborn und Pertuis in den 1960er Jahren entstanden. Ausgangspunkt sei die Aussöhnung beider Weltkriegsgegner durch den Elysee-Vertrag 1963. Ein Antrag des späteren Ehrenbürgers und Herborner Stadtverordneten Willi Lehr (SPD), mit einer französischen Stadt eine Partnerschaft einzugehen, bildete die Grundlage für die Annäherung. Den Weg für die freundschaftlichen Verbindungen ebnete neben den damaligen Bürgermeistern Jean Guigues und Karl-Heinz Becker insbesondere Aimeé Meynard, Stadträtin und Schulleiterin in Pertuis. Die Basis für die offizielle Verschwisterung am 14. Juli 1968 in Herborn und am 28. Juni 1969 in Pertuis bildeten gegenseitige Besuche wie auch die Aussöhnung der Veteranen des 2. Weltkriegs.

Am verkaufsoffenen Erdbeer-Sonntag bot Kantorin Regina Zimmermann-Emde gemeinsam mit Sabine Galande-Heep (Violoncello) eine musikalische Matinee mit Werken von Johann Sebastian Bach, Camille Saint-Saëns, Charles Marie Widor und Peter Tschaikowsky in der evangelischen Stadtkirche dar. Dies gab nicht nur Gelegenheit den Impressionen dieses Gastbesuchs nachzuspüren, sondern auch der sommerlichen Hitze zu entfliehen.
Auf dem Markplatz verkaufte unterdessen Mitglieder des  „Comité de Jumelage Pertuis Herborn“ mit tatkräftiger Unterstützung des Herborner Vereins „Freunde von Pertuis“ provenzalische Spezialitäten wie Olivenöl, Seifen, Lavendelhonig, Weine und Lavendelsäckchen.
In die Zukunft blickend hofft Hans Benner, dessen Amtszeit als Bürgermeister im September endet, „dass die Freundschaft noch lange fortbesteht, die Menschen
beider Nationen weiterhin zusammenfinden und sich auch die nächsten Generationen dafür begeisterten, die jeweils andere Sprache zu lernen. Denn nur so kann Verständigung und Verständnis funktionieren“. Es lebe die Freundschaft, es lebe Europa!

BU Ein Bisschen Provence in Herborn: Einweihung der provenzalisch gestalteten Grünfläche am Kallenbachparkplatz.