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Vogel- und Naturschutztierpark Herborn engagiert sich verstärkt für den Schutz der Wölfe

Vogel- und Naturschutztierpark Herborn engagiert sich verstärkt für den Schutz der Wölfe

Herborn, 3.5.2012: „Jetzt erst recht!“ – So lautet die Devise des Vogel- und Naturschutztierparks Herborn nach dem feigen Abschuss des seit einigen Wochen im Westerwald beobachteten Wolfsrüden bei Hachenburg durch ein offensichtlich „ewiggestriges schwarzes Schaf“ (so Vogelparkleiter Wolfgang Rades) unter den heutzutage zumeist wesentlich vernünftigeren Jägern.


Verstärkt möchte das Vogelparkteam nunmehr Sympathiewerbung für die Rückkehr der zu Unrecht verfemten großen Beutegreifer Wolf und Luchs machen. Zwar leben in Herborns Vogelpark keine Wölfe, aber die sympathischen Erdmännchen nehmen hier ebenso wie Bartkauz und Uhu stellvertretend die Rolle als Beutegreifer ein. Als Höhepunkt der Sympathiewerbung für die zu unrecht verfemte Tiergruppe kann das Vogelparkteam am Sonntag, den 26. und Montag, den 27. August den Wolfsexperten Markus Bathen im Rahmen der „Willkommen Wolf“ - Tour des NABU zu Informationsveranstaltungen in Herborn begrüßen.


„Als Brücke zwischen Mensch und Tier und als Partner der Naturschutzverbände, wie auch der glücklicherweise zunehmenden Vertreter der echten Naturfreunde unter den Jägern erreicht unser Park jährlich mehr als 40.000 Besucher,“ erläutert Diplom-Biologe Wolfgang Rades die umweltpädagogische Bedeutung des Naturerlebniszentrums im Herborner Stadtteil Uckersdorf. So sensibilisiert das Vogelparkteam mit Hilfe der hier gepflegten mehr als 300 Tiere in etwa 80 Arten und mit einer Zooschule die Besucher der Einrichtung getreu dem Leitspruch „wer Tiere kennt, wird Tiere schützen!“ unaufdringlich für mehr Verständnis für den Naturschutz als Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen.


Nach Meinung des Herborner Vogelparkleiters leben wir aktuell in einer besonders spannenden Zeit. - Rades: „Zwar zerstören wir einerseits nur allzu kurzsichtig immer mehr Natur und damit auch ein wichtiges Stück unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Andererseits haben wir derzeit die große Chance, selbst im dichtbesiedelten Mitteleuropa Wiedergutmachung an den vom Menschen so lange rücksichtslos verfolgten großen „Raubtieren“ zu machen, und damit übrigens auch im internationalen Naturschutz ein ganz wichtiges Zeichen zu setzen!“


Dazu gehört nach der Überzeugung des Biologen, der sich in der NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft „Internationaler Artenschutz“ und der hessischen NABU-Landesarbeitsgemeinschaft „Wald und Wild“ wie auch als Luchsbeauftragter im „Arbeitskreis Hessenluchs“ engagiert, auch, dass die Naturschützer im Schulterschluss mit den zeitgemäß und verantwortungsvoll jagenden Waidmännern Akzeptanzwerbung für Luchs, Wolf, Uhu und Co. machen.


Rades: „Zur Akzeptanz fleischfressender Wildtiere gehört sicherlich auch, von der nicht mehr zeitgemäßen Bejagung nicht zu verwertender Tiere, etwa des winzigen Mauswiesels, die leider sinnloserweise auch bei uns immer noch vorkommt, abzusehen.“


Statt von „Raubtieren“ sollte man heute übrigens richtiger von „Beutegreifern“ sprechen, denn „rauben“, also uns Menschen böswillig etwas wegnehmen, tun diese Tiere nicht, die lediglich jagen, um

selbst zu überleben!


Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland durch Zuwanderung aus Polen ein wachsendes Wolfsvorkommen mit in Sachsen und Brandenburg bereits mehreren Wolfsrudeln. Wolfgang Rades: „Endlich lässt man diese Zuwanderer leben. Denn leider hatten lange Zeit hass- und vorurteilserfüllte Menschen in Deutschland jeden Wolf, der es wagte, die Nase über den ehemaligen „eisernen Vorhang“, also die bis vor etwa 20 Jahren streng abgeriegelte Grenze zwischen Ost- und Westeuropa, zu strecken, mitleidlos einfach totgeschossen. Heute steht der Wolf unter Naturschutz. Was den zuletzt bei Hachenburg beobachteten Wolf leider nicht davor bewahrt hatte, hinterrücks erschossen zu werden.!“


Natürlich stelle sich die Frage, wie es zum schlechten Ruf des Wolfes als extrem scheuer Vorfahre unseres liebsten Haustieres, des Hundes, gekommen ist. Denn dieser Verruf habe zur Ausrottung des Wolfes in Deutschland über mehr als ein Jahrhundert geführt.


Wie der Herborner Biologe erläutert, sei der Wolf, ebenso wie Luchs und Bär, lange Zeit ein Konkurrent des Mensche gewesen. Natürlich könne ein Wolf nicht zwischen Wild- und den obendrein recht leicht zu erbeutenden Nutztieren unterscheiden. Nachdem der Mensch begonnen habe, Schafe und Ziegen zu züchten, hätten sich die großen Beutegreifer immer wieder an den lebenden Nahrungsvorräten einer damals sehr armen Bevölkerung vergriffen, da diese für sie eine leichte Beute bedeutet hätten.


Das habe zur Folge gehabt, dass der Wolf (wie auch der Luchs) in Verruf geriet und als bösartig und grausam galt. Im Märchen verschlingt der Wolf das Rotkäppchen und die Großmutter und schleicht sich bei den sieben Geißlein ein. Rades: „Im finsteren Mittelalter glaubte man auch an Werwölfe, also an Menschen, die sich bei Vollmond in blutrünstige Wölfe verwandeln und andere Menschen töten. - Aber das sind eben Märchen!“


In Europa lebten noch knapp 20.000 Wölfe. Dennoch habe es in den letzten 50 Jahren nur vier tödliche Angriffe auf den Menschen, die aber offensichtlich mit der Tollwut, einer heute weitgehend ausgerotteten Infektionskrankheit, zusammenhängen würden, gegeben. Der Biologe betont, dass tödliche Angriffe durch Hunde hingegen sehr viel häufiger vorkämen, denn der Wolf sei extrem scheu!


Und was die Verluste an Nutztieren betrifft erläutert der Herborner Vogelparkleiter, dass wir diese heute im wohlhabenden Deutschland wesentlich besser verkraften können. Ein über fünf Jahre im nordhessischen Reinhardswald lebender Wolf habe insgesamt etwa 60 Schafe gerissen. Die Schäfer bekämen aber ihren Verlust aus dem Naturschutzhaushalt des Landes erstattet. Und zudem könne der Mensch seine Herden mit Zäunen und Herdenschutzhunden effektiv schützen, wie es Länder wie Rumänien, Italien oder Schweden, wo der Wolf noch sehr viel häufiger ist, seit Jahrhunderten vormachten. Dort habe man sich mit den großen Beutegreifern längst arrangiert!


Rehe und junge Wildschweine als leichte Beute für den Wolf gäbe es hierzulande ohnehin genug. Rades: „Auch wenn es für manchen Stadtmenschen grausam klingen mag: Die Regulation des Wildbestandes durch Luchs und Wolf, die vor allem kranke und schwache Tiere erbeuten, ist wichtig für eine intakte Umwelt.!“ Der menschliche Jäger könne diese Aufgabe nur sehr eingeschränkt verrichten, wie auch die geradezu explodierenden Populationen z. B. der Wildschweine zeigten. Sehr viel verhängnisvoller als die Beutegreifer seien unsere durch Straßen zerschnittenen Lebensräume. Alleine in Hessen kämen jährlich ca. 16.000 Rehe durch den Straßenverkehr zu Tode.


Somit gelte es, durch die sorgfältige und möglichst naturschonende Auswahl neuer Verkehrswege sowie durch die Entschärfung bestehender Unfallbrennpunkte für Wildtiere mit Hilfe von Wildschutzzäunen und Grünbrücken über Straßen und Schnellbahnverbindungen sowohl den Beutegreifern wie Wolf und Luchs als auch ihren Beutetieren zu helfen – für die Natur, und auch für den Menschen! Wie Wolfgang Rades betont, wäre das nicht zuletzt ein Stück Wiedergutmachung an der seit langer Zeit vom Menschen unterdrückten Natur!


Aktuell gelte es. in diesem Sinne den Jäger aus Köln, der den Wolf bei Hachenburg widerrechtlich erschossen hat, mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen. Der Vorwand, den Wolf mit einem angeblich wildernden Hund verwechselt zu haben, dürfe hier nicht als Ausrede gelten. Rades: „Dummheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe! - Als Vogel- und Naturschutztierpark möchten wir durch unsere Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit dazu beizutragen, dass solche Missetaten auch gesellschaftlich stärker geächtet werden, damit kein Heckenschütze mehr am Stammtisch mit solchen feigen und unrühmlichen Taten prahlen kann! Und über eines sollten wir uns im Klaren sein: Die nächsten Wölfe kommen – glücklicherweise – bestimmt!“ Ihre Akzeptanz sei ein Stück Wiedergutmachung an der Natur. Die Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seien folglich gut beraten, sich darauf einzustellen und entsprechende Managementpläne zur Sicherung eines konsequenten Schutzes dieser Tiere aufzustellen.


Der Vogel- und Naturschutztierpark Herborn ist täglich von 9.30 bis 19.00 Uhr geöffnet. Weitere Auskünfte gibt es unter der Rufnummer 02772/42522 oder www.vogelpark-herborn.de.