Herborn, 18.10.2012: Der Herbst ist bekanntlich eine der schönsten Jahreszeiten zum Wandern. Dass immer mehr Menschen sich dafür die heimische Lahn-Dill-Bergland-Region aussuchen, zeigt sich an den steigenden Übernachtungszahlen. Gerade der Herborner Raum ist geradezu ein Wanderparadies, gibt es hier inmitten der herrlichen Mittelgebirgs-Natur doch ein bestens markiertes dichtes Wegenetz. Eine neue Wanderkarte lädt ab sofort dazu ein, die vielen hundert Wanderkilometer zwischen Fuchskaute und Aartalsee selbst auf Schusters Rappen zu erkunden.
Die außergewöhnlich sorgfältig erstellte Rad- und Wanderkarte im Maßstab 1:25 000 ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen der Stadtmarketing-Gesellschaft Herborn, dem Westerwaldverein, den Wanderfreunden und dem Marburger Geografen Dr. Lutz Münzer. Für den selbständigen Kartografen ist das Projekt nicht nur ein einfacher Job gewesen, sondern eine wahre Leidenschaft. Penibel hat er die auf alten Karten verzeichneten Wege überprüft und rund 2500 Bahnkilometer sowie etwa 800 Radkilometer innerhalb des ungefähr 428 Quadratkilometer großen Kartenbereichs zurückgelegt: In den Vermessungskarten finden sich vielfach Waldwege, die so zugewachsen sind, dass sie eigentlich gar nicht existieren, erklärt der studierte Historiker und Geograf den Aufwand. Auf Basis der geodätischen Daten des Landesvermessungsamts als Zeichenvorlage hat er so im Verlauf von rund 600 Arbeitsstunden eine Karte geschaffen, die schnell für viele Wanderfreunde unverzichtbar werden dürfte.
Wir sind froh, dass wir mit Dr. Lutz Münzer einen bundesweit anerkannten und derart engagierten Experten haben gewinnen können, freute sich Stadtmarketing-Geschäftsführer Bernd Rademacher bei der Vorstellung der Karte. Die sei lange schon ein großer Wunsch der Wanderer gewesen: Denn der Bereich um Herborn habe sich bislang nur mit drei oder vier sogenannten Messtischblättern im gleichen Maßstab abbilden lassen denn hier lag die Bärenstadt so ungünstig am Rande des Kartenblatts, dass man nur selten mit einem auskam. Damit ähnliche Probleme mit der neuen Karte von vornherein ausgeschlossen sind, hat Münzer eng mit dem Verein der Wanderfreunde und dem Westerwaldverein zusammengearbeitet: Ex-Wegewart Günter Staudt und sein Nachfolger Hans Udo Ungruh sowie Wanderfreunde-Vorstandsmitglied Herbert Moos standen dem Kartografen mit Rat und Tat zur Seite, der die konstruktive Zusammenarbeit ausdrücklich lobt. So legten die Praktiker Wert darauf, dass die Karte nicht in Breitscheid, sondern erst hinter der Fuchskaute endet. Ebenso wichtig erschien dem Team, dass im Norden noch Dillenburg mit dem Schlossberg enthalten ist. Dass dadurch der an der Greifenstein-Scheife gelegene Knoten bei Odersberg wegfallen sollte, war allerdings nicht hinnehmbar und so findet sich die von vielen Wanderern geliebte Erhebung nun eingeklinkt als Anschluss auf der Karte, ebenso wie ein Innenstadtplan von Herborn.
Münzer, der schon seit früher Kindheit eine Leidenschaft für Karten hegte und diese nach eigener Aussage schon verstand, als er noch nicht lesen konnte, hat den Westerwald in den vergangenen zwei Jahren durch die intensive Beschäftigung lieben gelernt. Die Aussicht vom Knoten, den er während der Vorbereitungen der Karte zweimal besucht hat, bezeichnet er schlicht als irre. Eigentlich müsste man den ganzen Bereich mit den Signaturzeichen für Reizvolle Aussicht pflastern, sagte er begeistert. Dass diese Begeisterung nicht an den Kartenrändern Halt macht, zeigt sich in Gestalt kleiner Hinweise eben dort: So macht Münzer beispielsweise auf das gerade eben nicht mehr erfasste Naturerlebnisbad Eisemroth mit dem Hinweis 200 Meter nordwärts aufmerksam.
Selbstredend sind alle überörtliche und die wichtigen Regionalwanderwege eingezeichnet. Anregungen für weitere Markierungen hat Münzer in Gestakt durchweg positiver Rückmeldungen bereits jetzt: In der nächsten Auflage soll unter anderem auch der Energieweg der Rehbach-Kette als frühes Beispiel der Nutzung erneuerbarer Energien aufgenommen werden. Darauf wird man wohl nicht lange warten müssen: Die mit 3000 Exemplaren bei den heimischen Buchhändlern bereits eingetroffene erste Auflage verkauft sich zum Preis von 8,80 Euro aus Sicht der Beteiligten jedenfalls erfreulich gut.
Text und Bild: Klaus Kordesch