Dass Herborn sich mit seinen schmucken Fachwerkhäusern, der belebten Fußgängerzone und den malerischen Plätzen als attraktives Stadtensemble präsentieren kann, ist der über 40 Jahre dauernden, gelungenen Altstadtsanierung zu verdanken. Die NH ProjektStadt der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt hat die Verantwortlichen der Verwaltung aber auch Mieter und Eigentümer dabei als Sanierungstreuhänderin begleitet. Eine Bilanz in Fotos und Texten stellt nun eine 75 Seiten starke Broschüre dar. Am vergangenen Freitag überreichte sie Bürgermeister Hans Benner als erste an Ministerin Priska Hinz.
Die Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz kam eigentlich in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt, erklärte aber, dass bei ihrem Ministerium auch die Stadtentwicklung angesiedelt sei und sie damit über Fördergelder verfüge. Als Herbornerin sei sie schockiert gewesen zu hören, dass die Stadt damals an der Grenze zum "Umkippen" gewesen sei. Heute sei sie froh zu sehen, was Fördermittel und Eigeninitiativen gebracht hätten: Wohnen in der Innenstadt, Aufwertung der Geschäftslage, vor allem aber mehr städtisches Grün. Die Hebelwirkung sei exorbitant gewesen, denn den öffentlichen Mitteln seien auch private Investitionen gefolgt.
Insgesamt sind 24,5 Millionen Euro in die Stadtsanierung geflossen, private Mittel ausgenommen. Das Sanierungsgebiet umfasste 360 private und 80 öffentliche Grundstücke, 1200 Menschen waren betroffen. Der Hessentag macht es nun möglich, dass Herborn erneut in ein Stadtentwicklungsprogramm, Aktive Kernbereiche, aufgenommen wurde. Bürgermeister Hans Benner freut es: "Stadterneuerung geht niemals zu Ende und orientiert sich immer an den Bedürfnissen der Zeit. Ich bin sehr froh, dass die Stadtväter damals verhindert haben, alles abzureißen, vor allem die Hohe Schule. Unsere Stadt wäre heute ärmer." Im Hessentags-Jahr 2016 wird die Tagung der Deutschen Fachwerkstädte mit rund 100 Teilnehmenden in Herborn stattfinden. Dann kann Herborn stolz auf das Erreichte verweisen. (v. Prosch)
"1972 war gerade das Städtebauförderungsgesetz verabschiedet worden. Niemand hatte Erfahrung, als wir 1973 mit der Sanierung begannen", weiß Monika Fontaine-Kretschmer, Bereichsleiterin Stadtentwicklung NH-Projektstadt. Viele alte und neue Fotos in der Broschüre geben Zeugnis von der Entwicklung. Die Stadtgeschichte und die einzelner Häuser, städtebauliche Maßnahmen und ihre Ziele, Winkel, Türme und zahlreiche private Beispiele machen deutlich, was die Stadt, ihre Bürgerinnen und Bürger und ihre Gewerbetreibenden in den vergangenen 40 Jahren geleistet haben.
Wer Interesse an der Broschüre hat, kann sich diese im Rathaus bei Michael Benner (Fachbereich Finanzen) abholen.