Wer mehr dazu wissen will: Bei der Ausbildungs- und Studienmesse in der Willi-Thielmann-Halle in Haiger-Sechshelden können sich Schüler und ihre Eltern an diesem Wochenende aus erster Hand informieren: Die Ausbilder der Stadt und viele Auszubildende sind Freitag (17. Februar) von 8.30 bis 14 Uhr und Samstag (18. Februar) zwischen 9.30 und 14 Uhr Uhr als Ansprechpartner am Stand 22 vor Ort.
"Die Verwaltung wird virtuell": Das ist sozusagen das Standthema bei der Ausbildungs- und Studienmesse, erklärt Personalchef Stephan Göbel: "Wir arbeiten zunehmend papierlos, zum Beispiel in Gestalt des digitalen Sitzungsdiensts, über den die Stadtverordneten alle Unterlagen für die Sitzungen auf ihrem I-Pad zur Verfügung gestellt bekommen." Alle eingehenden Rechnungen werden mittlerweile eingescannt, und auch auf eine Ausbildungsstelle bei der Stadt kann man sich mittlerweile nur noch online bewerben: "Wir nehmen keine Papier-Bewerbungen mehr an", sagt Regina Haak, die als Personal-Sachbearbeiterin für die Ausbildung und das Einstellungsverfahren zuständig ist. Sogar der Eignungstest findet online statt: "Schummeln ist aber zwecklos, bei der Einladung zum Vorstellungsgespräch gibt´s nochmal einen Kurztest hier im Haus", erläutert Regina Haak.
Diese fortschreitende Digitalisierung hat natürlich auch Auswirkungen aufs Arbeiten im Rathaus und damit auf die Ausbildungsinhalte. "Kaffeekochen und Loseblatt-Sammlungen abheften war vor-vorgestern", schildert Stephan Göbel. Das Ausbildungskonzept sieht eine hohe Praxisnähe vor: Die Auszubildenden werden nicht einfach nur "beschäftigt", sondern mit sinnvollen Arbeiten betraut und können schon früh selbständig mitarbeiten. Im Ausbildungsplan sind sowohl die Inhalte als auch die Arbeitsweise festgelegt, neue Ideen der Ausbildungsleiter werden regelmäßig eingearbeitet. Die Auszubildenden bekommen zudem Projektarbeiten für jeden Ausbildungsabschnitt: Sie haben zum Beispiel ein Merkblatt für werdende Mütter erstellt, aber auch eine Schlüsselverwaltung und das Ausbildungshandbuch, in dem viel Wissenswertes zu den Beurteilungsgesprächen oder den Regelungen für den Krankheitsfall zu finden ist.
Auch Rechtsgrundlagen und Infos zu den Ausbildungsabschnitten finden sich in diesem Handbuch, denn die Berufsanfänger lernen im Verlauf ihrer Ausbildung nahezu alle Arbeitsbereiche der Stadtverwaltung kennen. Stationen sind unter anderem die Poststelle, das Vorzimmer des Bürgermeisters und das Standesamt, aber auch der Baubereich, das Personalwesen, die Stadtpolizei und die IT. "Das ist abwechslungsreich ohne Ende, man bekommt quer durchs ganze Rathaus ganz individuelle Eindrücke ", erzählt der Eschenburger Felix Stolzenberger, der im Juni vergangenen Jahres seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten abgeschlossen hat und nun eine Wohnung in Herborn sucht. "Besonders in Erinnerung bleiben mir der Auftritt eines `Wutbürgers´ im Bürgerbüro und die Zwangseinweisung einer älteren Dame", berichtet er.
Stolzenberger ist nach der Ausbildung übernommen worden. Das wird oft so gehandhabt bei der Stadt: "Wir versuchen, anschließend noch jedem wenigstens ein Jahr Berufserfahrung zu ermöglichen", erläutert Personalchef Göbel. Mitunter wird der Einsatzbereich schon in der Ausbildung offenbar: Oft erkennen die Ausbilder während der "Tour" durch die Fachbereiche im Rathaus schon Talente und Stärken, aber auch Förderbedarf bei den jungen Leuten. "Mitunter trauen sie sich etwas nicht zu und sind dann ganz überrascht, wie gut dann beispielsweise der direkte Kontakt mit den Menschen im Bürgerbüro klappt oder das strukturierte Arbeiten", weiß Göbel. Die Orientierung wird schon mit der Einführungswoche unterstützt, während der die "Neuen" gleich am Anfang alle für sie bedeutsamen Menschen und Büros im Rathaus und zugleich die Arbeitsweise und die Abläufe kennenlernen.
Auch die Flyer, mittels derer man sich bei der Ausbildungs- und Studienmesse in Sechshelden über die bei der Stadt möglichen Ausbildungen schlau machen kann, haben Auszubildende - zumeist aus dem dritten Lehrjahr - verfasst und gestaltet. Die Stadt Herborn bildet im kommenden Jahr zwei Verwaltungsfachangestellte (m/w), eine/n Fachinformatiker/in der Fachrichtung Systemintegration sowie eine/n Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste aus, erklärt Personalchef Stephan Göbel. Außerdem werden Berufspraktikanten/innen und Sozialassistenten/innen als erster Ausbildungsschritt für angehende Erzieher/innen gesucht. Eine Stelle gibt es in der städtischen Kindertagesstätte Herbornseelbach, vier in der Herborner Kita und je eine in Merkenbach und Uckersdorf.
Zurück zur virtuellen Verwaltung und dem Stand der Stadt in Sechshelden: Per W-LAN können die Interessenten dort beispielsweise einen Blick auf die Arbeitsplätze im Rathaus und den anderen Ausbildungsstätten wie der Stadtbücherei werfen. Da geschieht mittlerweile auch schon fast alles ohne Papier: Die Ausleihe von Büchern und anderen Medien ist bequem vom heimischen Rechner aus möglich, und übers Netz bekommt man auch alle Infos zu Verwaltung und Politik in Herborn. Klar, dass aus dem Rathaus auch gepostet, geteilt und gelikt wird: Auch über welche Kanäle die Kommunikation mit den Bürgern läuft, erfahren die jungen Leute während der Ausbildung. Als Clou gibt es eine VR-Brille (Virtual Reality) fürs eigene Handy zum Mitnehmen für die interessierten Standbesucher, wie Jan Woitaschek aus Ehringshausen verrät, der sich zum Fachinformatiker ausbilden lässt: "Ich bin im siebten Monat", scherzt er. Am Stand 22 kann man ihn am Freitag treffen.
Dort gibt es auch ein digitales Glücksrad, an dem man kleine Preise gewinnen kann. Klar: Auch dafür zeichnen die Azubis verantwortlich, die von der Dienstplan-Einteilung bis hin zum Flyerdesign stark in die Vorbereitungen für den Messeauftritt eingebunden waren. Bei so viel aktivem Mitarbeiten sind die Auszubildenden entsprechend angetan von den Ausbildungsbedingungen im Rathaus.Und davon berichten sie gerne: An beiden Tage ist ein Auszubildender zu jedem Berufsbild anwesend, um seinen Beruf aus der eigenen Perspektive zu schildern. Wer sich danach bewerben möchte: Die Ausschreibungen werden vor den Sommerferien veröffentlicht, Bewerbungsschluss ist dann ungefähr 14 Tage nach den Sommerferien. Als Mindestanforderungen werden ein Realschulabschluss und gute Noten in den Fächern Deutsch, Mathe und Politik/Wirtschaft erwartet. (klk)