Auf dem Bahnhofsvorplatz wurde am 12. Juli im Beisein von Mitgliedern des Stadtparlaments die Skulptur eines Zugvogels enthüllt. Der Bahnhofsvorplatz in Herborn wurde im Jahr 2012 aufwendig umgestaltet, etwa zur selben Zeit entwickelte der, in Herborn lebende, Künstler Josef-Walter Hermann die Idee einen persönlichen Beitrag hierzu zu leisten. Aus seinem Atelier im oberen Stockwerk des Bahnhofsgebäudes konnte er die Erneuerung des Vorplatzes und Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) aus der Vogelperspektive beobachten.
Bald verfeinerte der Graphiker und Bildhauer die Idee einer Skulptur, die die Thematik des Bahnhofs als Dreh- und Angelpunkt in der Nord-Süd-Achse für Reisende aufgreift und abstrakt symbolisieren kann. Das Wort Zugvogel kam ihm dabei schnell in den Sinn.
Nachdem der Künstler den Bürgermeister Hans Benner im selben Jahr kontaktierte, sollte der Magistrat über die Unterstützung des Vorhabens beraten und entscheiden. Es wurde ein Modell im Maßstab 1:10 gefertigt, das die Entscheidung in den politischen Gremien erleichtern sollte. Das Modell bestand aus einer Stele mit zwei Gesichtern, wobei jedes jeweils nur ein Auge hat. Im Jahr 2015 wurde der Auftrag für die Anfertigung einer Bronze-Plastik erteilt.
Es folgte ein Ortstermin mit einem etwa 2,5 Meter hohen Pappmodell der Skulptur in Originalgröße. „Mit einem Modell kann sich der Mensch ein besseres Bild davon machen, wie eine Plastik im Raum wirkt, und es lässt sich einfach feststellen, wo ein geeigneter Aufstellungsort sein kann“, erklärte Hermann. Die Aufgabe eines Bildhauers sei es, laut Josef-Walter Hermann, „ein Objekt zu schaffen, dass sich in die Gegebenheiten des öffentlichen Raumes einpasst und die künstlerische Intention abstrakt verbildlicht.“
Man einigte sich die fertige Skulptur auf dem Bahnhofsvorplatz zwischen Bahnhofseingang und neuem Busbahnhof zu platzieren. Dem Pappmodell folgte der Bau mehrerer Gussformen aus Schaumstoff und Gips. Mit deren Hilfe konnten die Teile der Bronze-Stele von einer heimischen Gießerei in Form gegossen werden. Mit dem Schweißbrenner kreierte der Künstler die abstrakte, etwa 200 Kilo schwere Skulptur, wie sie nun vom Bahnhofsvorplatz in Herborn grüßt.
Bürgermeister Benner würdigte bei der Enthüllung der Zugvogel-Skulptur das Schaffen des 1948 geborenen Künstlers. "Josef-Walter Hermann hat mit seinen Werken und durch sein künstlerisches Wirken das Ansehen Herborns über 40 Jahren europaweit gesteigert“, sagte Bürgermeister Hans Benner anlässlich der Feierstunde am vergangenen Dienstag. Bereits vor dem Hessentag war die Stele fertig, erklärte er den anwesenden Gästen, jedoch entschied sich die Stadt, aus Sicherheitsgründen, diese erst nach dem Hessentag aufzustellen. Stadtverordnetenvorsteher J. Michael Müller ergänzte, „Seine Bilder und Skulpturen finden internationale Anerkennung und stellen eine unschätzbare Bereicherung des kulturellen Lebens unserer Stadt dar. Wir freuen uns über die neue Kunst am Herborner Bahnhof.“